Meduza-Auswahl 12. – 18. September: Ein Post – und der FSB klopft an

Ein 16-Jähriger unterstützt online einen Demoaufruf in Russland. Monate später besucht ihn der Nachrichtendienst.

Ein Gebäude in Klinker

Das historische Gebäude des FSB in der russischen Hauptstadt Moskau Foto: ap

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 12. bis 18. September 2024 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Zwanzig Jahre nach dem Terroranschlag in Beslan

Im September 2004 fand der tödlichste Terroranschlag in der modernen russischen Geschichte statt. 333 Menschen – darunter 186 Kinder – wurden getötet, 783 wurden verletzt. Zwanzig Jahre nach der Belagerung der Schule in Beslan fühlen sich die Angehörigen der Opfer ausgenutzt und ungehört.

Die offiziellen Ermittlungen der Behörden sind zwar abgeschlossen, doch die Angehörigen der Opfer beharren weiterhin darauf, dass die Strafverfolgungsbehörden damals entscheidende Fehler gemacht haben, die zu Dutzenden von unnötigen Todesfällen führten. Im Jahr 2017 entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass die russischen Behörden mehrere Tage im Voraus „hinreichend konkrete Informationen über einen geplanten Terroranschlag in dem Gebiet“ hatten. Präventivmaßnahmen wurden nicht ergreift.

Meduza veröffentlicht nun eine gekürzte Fassung auf Englisch einer Reportage aus Beslan, die auf dem Portal der unabhängigen Journalistenkooperative Bereg erschienen ist. Mehrere Menschen, die den Anschlag überlebt haben, kommen im Text zur Sprache.

Verwarnung wegen eines einzigen Kommentars

Im Jahr 2023 kommentierte ein 16-jähriger Schüler einen Beitrag, in dem zur Teilnahme an einer Demonstration zur Unterstützung des russischen Oppositionspolitikers Alexei Navalny aufgerufen wurde. Einige Monate später tauchten Beamte mit einem Durchsuchungsbefehl in der Wohnung seiner Familie auf. Der Junge wurde zu einer „Verwarnung“ beim FSB, dem Föderalen Sicherheitsdienst Russlands, vorgeladen. Die unabhängige russische Zeitschrift Holod hat die Geschichte des Jugendlichen zusammengefasst, und Meduza hat seine Aussagen auf Englisch veröffentlicht.

„In meinen frühen Teenagerjahren habe ich Putin gemocht“, erzählt der Junge. „Mein Interesse an Politik begann in der Mittelschule. Manchmal sah ich zusammen mit meiner Mutter die Nachrichten des Regierungssenders. Die Opposition habe ich nicht gemocht, und generell habe ich alles unterstützt, was meine Mutter gemacht hat“, schrieb er weiter. „Aber dann wurde Navalny vergiftet.“ Das habe die politischen Ansichten des 16-Jährigen um 180 Grad verändert.

„Ärzte ohne Grenzen“ verlässt Russland

Die internationale gemeinnützige humanitäre Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) hat diese Woche die Schließung ihrer Programme in Russland angekündigt. Im August bekam MSF einen Brief des russischen Justizministeriums, in dem beschlossen wurde, ihre niederländische Zweigstelle aus dem Register der Repräsentanzen ausländischer gemeinnütziger Organisationen zu streichen. Nähere Details dazu gab das russische Justizministerium nicht bekannt.

Das Exilmedium Meduza berichtet auf Russisch: „Schweren Herzens müssen wir unsere Aktivitäten in Russland einstellen. Die Arbeit unserer Organisation wird von den Grundsätzen der Unabhängigkeit, Unparteilichkeit und Neutralität sowie der medizinischen Ethik geleitet. Wir leisten Hilfe auf der Grundlage des Bedarfs“, so der Leiter der Programme von Ärzte ohne Grenzen in Russland.

Auch in Moskau wird Wohnen immer teurer

Seit Anfang des Jahres sind die Wohnungsmieten in der russischen Hauptstadt um etwa 40 Prozent gestiegen. Experten zufolge werden die Preise noch weiter wachsen, und zwar um weitere 5 bis 10 Prozent bis Ende Oktober. Aktuell kostet eine Ein-Zimmer-Wohnung in Moskau immer öfter circa 100.000 Rubel pro Monat (umgerechnet etwa 983 Euro). Darüber berichtet auch Meduza (russischer Text).

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