Grassierende Gewalt in Papua-Neuguinea: UN melden bis zu 50 Tote

Im Porgera-Tal im Hochland von Papua-Neuginea kommt es bei einer großen Gold- und Silbermine zu Gewalt unter konkurrierenden Bevölkerungsgruppen.

Einheimische durchsuchen die Stelle eines Erdrutschs um Überlebende zu finden

Das Porgera-Tal auf Papua-Neuginea ist seit dem Erdrutsch im Mai nicht mehr auf der Straße zu erreichen Foto: Emmanuel Vincent Eralia/picture alliance

Berlin taz | Kämpfe zwischen bewaffneten Goldsuchern und Siedlern sowie der lokalen Bevölkerung haben in den letzten Tagen im zentralen Hochland von Papua-Neuguinea nach UN-Angaben bis zu 50 Menschenleben gekostet.

Der UN-Berater für das Land, Máté Bagossy, erklärte am Montag nach Agenturangaben, lokale Behörden gingen von 20 bestätigten Toten aus. Es seien aber bis zu 50 Tote möglich, was er für wahrscheinlicher halte, so Bagossy. Angaben zu Verletzten machte er nicht. Die Kämpfe hatten am Mittwoch begonnen und gehen im Porgera-Tal weiter.

Dort in der Enga Provinz liegt die Porgera Gold- und Silbermine. Sie wird vom kanadischen Konzern Barrick-Gold betrieben und ist eine der weltgrößten Goldminen. Porgera trägt rund ein Zehntel zu Papua-Neuguinas Exporteinnahmen bei.

In Banden und ethnischen Clans organisierte Bergarbeiter und Siedler dringen immer wieder auf das Minengelände ein, um dort auf eigene Faust und illegal nach Gold zu suchen. Auch besetzen sie Land und verdrängen die lokale Bevölkerung.

Laut der britischen BBC sollen in der Region Angehörige des Sakar-Clans im August dem Piande-Clan Land abgenommen haben. Gespräche seien seitdem ergebnislos geblieben. Laut einem in der Zeitung Papua New Guinea Post-Courier zitierten Lokalpolitiker sei das Tal in der Hand von „Warlords“.

Die Kämpfe stoppten in der abgelegenen Region den Handel, worauf inzwischen die Preise für Lebensmittel anstiegen. Für bisher einen Tag wurde sogar der Betrieb der Mine unterbrochen.

Am Montag bekamen die Sicherheitskräfte laut Bagossy erstmals Verstärkung. Die Region ist nach einem Erdrutsch am 24. Mai, der laut Regierung mehr als 2.000 Tote forderte, nicht mehr per Straße zu erreichen. Eine neue Umgehungsstraße ist noch nicht fertig.

Laut dem nationalen Polizeichef David Manning wurde am Samstag in der Region der Notstand verhängt. Der beinhaltet eine nächtliche Ausgangssperre, ein Alkoholverbot und einen erleichterten Schusswaffeneinsatz der laut Beobachtern zahlenmäßig viel zu geringen Sicherheitskräfte.

Der Zeitung The National sagte Manning, insgesamt seien 122 Polizisten, Mitglieder von Spezialeinheiten und Militärs vor Ort. Bisher waren sie vor allem für die Sicherung der Mine zuständig.

In Papua-Neuguinea kommt es immer wieder zu ethnischer Gewalt, der meist Konflikte um natürliche Ressourcen zu Grunde liegen. Im Jahr 2022 waren bei Porgera mindestens 17 Personen bei Kämpfen erschossen worden.

Im Februar dieses Jahres starben bei Kämpfen zwischen ethnischen Gruppen in Enga mindestens 26 Personen. Im Juli wurden beim Angriff von Bewohnern dreier Dörfer auf ein Nachbardorf in Ost-Sepik ebenfalls mindestens 26 Personen getötet worden. Die leichtere Verfügbarkeit moderner automatischer Schusswaffen hat die Opferzahlen bei Konflikten stark ansteigen lassen.

Erst letzte Woche hatte Papst Franziskus bei seinem Besuch in Papua-Neuguinea zum Ende ethnischer Gewalt aufgerufen.

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