Nachruf auf Vera Kundera: Gemeinsam von Prag nach Paris

Von den Verlegern wurde sie als Literaturagentin Milan Kunderas gefürchtet. Vera Kundera ist gut ein Jahr nach ihrem Mann gestorben.

Vera Kundera (m) mit ihrem Mann Milan Kundera (r) und Nicole Garcia (l) bei den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen von La Regle Du Jeu im Cafe De Flore in Paris .

Vera Kundera (m) mit ihrem Mann Milan Kundera (r) und Nicole Garcia (l) Foto: Bertrand Rindoff Petroff/Getty Images

„Ohne ihn ist alles nichts“, schrieb mir Vera Kundera am 11. Juli, dem ersten Todestag von Milan Kundera. Nun ist auch sie, kaum mehr als ein Jahr nach ihm, am 14. September neunundachtzigjährig in Paris gestorben. Der mit Milan und Vera befreundete Philosoph Alain Finkielkraut sah in dem innig verbundenen Paar eine Reinkarnation von Philemon und Baucis.

1967 hatten die beiden in Prag geheiratet. Věra Hrabánková, temperamentvoll, ehrgeizig und begabt, sechs Jahre jünger als der vielversprechende Autor des Romans „Der Scherz“, war zu der Zeit von einer Serviererin in einem Bahnhofslokal in der Provinz zur Starmoderatorin im tschechoslowakischen Fernsehen aufgestiegen.

Milan Kunderas Archiv führte sie

Gemeinsam erlebten sie den Prager Frühling und seine gewaltsame Niederschlagung durch die Truppen des Warschauer Pakts. Gemeinsam emigrierten sie nach Frankreich, zuerst nach Rennes, dann, 1978, nach Paris. Jahrzehntelang war sie Milan Kunderas von den Verlegern gefürchtete Agentin. Sie führte sein Archiv und machte es sich zur Aufgabe, ihm einen würdigen Platz zu schaffen.

So konnte am 1. April 2023, Milan Kunderas 94. Geburtstag, in Brünn, tschechisch Brno, seiner Geburtsstadt, innerhalb der Mährischen Landesbibliothek eine neu geschaffene Abteilung mit seinem Nachlass zu Lebzeiten eröffnet werden – allerdings ohne Beisein des seit Langem schwerkranken Schriftstellers.

Noch Ende Mai dieses Jahres hatte Vera Kundera als eine letzte Würdigung ihres verstorbenen Ehemanns zusammen mit seinem französischen Verleger Antoine Gallimard und dem befreundeten Autor und Diplomaten Daniel Rondeau ein Symposium an der UN-Universität der Unesco mit Beiträgen von Kundera-Übersetzern und -Lektoren aus mehreren Ländern organisiert.

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