Verkauf von DB Schenker beschlossen: Knappe Entscheidung im Aufsichtsrat

Die Deutsche Bahn erhält für die Logistiktochter Schenker viele Milliarden. Das Geld sollte in den Schienenausbau fließen, fordern die Wettbewerber.

ein Schenker-Lkw steht vor vielen Containern

Nicht mehr so gewinnbringend wie früher: Schenker, die Logistiktochter der Deutschen Bahn Foto: Cathrin Mueller/rtr

Berlin taz | Die Milliarden aus dem Verkauf der Deutschen-Bahn-Tochter Schenker sollen nicht in die Schuldentilgung, sondern in den Ausbau der Schieneninfrastruktur fließen. Das fordern die Konkurrenten der Deutschen Bahn, die im Verband „Die Güterbahnen“ zusammengeschlossen sind. Im Gütertransport auf der Schiene hat die Deutsche Bahn (DB) hierzulande nur noch einen Marktanteil von rund 40 Prozent.

Der DB-Aufsichtsrat hat am Mittwoch den Verkauf der Logistiktochter Schenker an das dänische Unternehmen DSV mit einer Mehrheit von 10 zu 9 Stimmen bei einer Enthaltung beschlossen. Nach Konzernangaben ist einschließlich der Zinserträge bis zum Vollzug ein Erlös von bis zu 14,8 Milliarden Euro zu erwarten. Der Verkauf wird im Laufe des Jahres 2025 abgewickelt. Das Geld soll in die Schuldentilgung fließen. Der Konzern, der zu 100 Prozent dem Staat gehört, hat Schulden von mehr als 30 Milliarden Euro – und gleichzeitig einen immensen Investitionsstau.

Schenker ist der gewinnträchtigste Zweig der Deutschen Bahn, die anderen Sparten stecken tief in den roten Zahlen. Allerdings sinken die Erträge des Unternehmens, das Güter zu großen Teilen per Lkw transportiert. 2023 lag der Gewinn bei 1,1 Milliarden Euro nach 1,8 Milliarden im Vorjahr. „Der Verkauf von DB Schenker ist ein wichtiger Meilenstein für die DB, um sich konsequent auf die Sanierung der Schieneninfrastruktur im Inland sowie den Betrieb eines klimafreundlichen Personen- und Güterverkehrs in Deutschland und Europa zu konzentrieren“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer.

Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hält die Entscheidung „für einen schweren strategischen Fehler“. Sie fürchtet, dass viele der weltweit 72.700 Jobs verloren gehen. Dagegen halten die Bahnkonkurrenten den Verkauf für richtig. „Gut, dass sich die Deutsche Bahn und der Bund nicht mehr als Straßen-, Luft- und Seeschifffahrtsunternehmer betätigen wollen“, sagte Güterbahnen-Geschäftsführerin Neele Wesseln. Es sei aber falsch, das Geld in die Schuldentilgung der Bahn zu stecken, während der maroden Schieneninfrastruktur zeitgleich essenzielle Mittel fehlten.

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