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Landtagswahlkampf in BrandenburgFünf Männer beim Monopoly

Ohne AfD und BSW: Bei einem Treffen der Spitzenkandidaten in Potsdam geht es entspannt zu.

Am 22. September ist Stimmabgabe: Der Wahlkampf in Brandenburg ist in der entscheidenen Phase, die im Sport „crunch time“ heißt Foto: Jens Kalaene (dpa)

Potsdam taz | Ein paar Sonnenstrahlen tauchen das Ufer der Havel in Potsdam in spätsommerliche Wärme. Vor einem einstöckigen Veranstaltungszentrum halten fünf Männer nach einem zuvor verregneten Montag sichtlich gern ihre Gesichter noch mal kurz in die Sonne, bevor es reingeht. Die Spitzenkandidaten zur Landtagswahl am 22. September sind einer Einladung des Deutschen Gewerkschaftsbunds gefolgt, die Atmosphäre ist entspannt. Man scherzt, fasst sich an die Schulter. Was einen Grund hat: Der AfD-Spitzenmann ist nicht dabei. „Wir Gewerkschafter laden nicht die AfD ein“, heißt es vom DGB.

Es gibt Wahlexperten, die einem versichern, dass es generell die letzten beiden Wochen vor der Wahl sind, die über deren Ausgang entscheiden. Viele seien noch unentschieden. Crunch-Time nennt man diese Phase vor allem im Basketball.

Gemessen daran geht es entspannt zu, als die fünf Männer von SPD, CDU, Grünen, Linkspartei und Freien Wählern vor gut 120 Zuhörern sitzen – auch das BSW fehlt, weil sich der DGB auf die bisher im Landtag vertretenen Parteien (minus AfD) beschränkt. Die Gewerkschaft hat sich einen besonderen Ablauf ausgedacht. Irgendwann habe man die Nase voll von den immergleichen Podiumsdiskussionen. Stattdessen bewegen sich die fünf mit Figuren auf einer Art Monopoly-Spielfeld. Die jeweiligen Felder stellen zwar nichts anderes als die Fragen dar, die auch andernorts auftauchen – aber das Würfeln und Figuren-Weiterschieben gefällt sichtlich auch den Politikern.

Gewerkschaftsthemen stehen beim DGB naturgemäß im Mittelpunkt, von Tarifbindung über Betriebsräte bis hin zu einer Ausbildungsplatzabgabe. Großen Rückhalt hat hier die Linke mit Sebastian Walter – er war vor seiner Zeit als Fraktionschef im Landtag selbst DGB-Funktionär. Anders als Walter mag sich Péter Vida von den Freien Wählern nicht auf eine komplette Tarifbindung festlegen, folglich geht er mehrfach ohne Applaus aus.

Grüner Applaus für CDU

Auch ohne ihren Spitzenkandidaten Christoph Berndt ist die AfD im Saal gegenwärtig. Der hatte am Sonntagabend eine solche Gesprächsrunde abrupt verlassen, weil er aus seiner Sicht zu wenig zu Wort kam. „Alle zusammen gegen den Faschismus“, fordert Sebastian Walter am Tag danach. Und tatsächlich herrscht in dieser Hinsicht große Einigkeit. Benjamin Raschke von den Grünen etwa – in den vergangenen Jahren in der Kenia-Koalition oft im Clinch mit den Christdemokraten – beklatscht klare Worte seines CDU-Kollegen gegen Extremisten.

Raschke hatte am Nachmittag noch eine Wahlkampfaktion im Potsdamer Zentrum in seinem Programm stehen – mit jener Frau, die angesichts der schwachen grünen Umfragewerte von entscheidender Bedeutung den Wiedereinzug der Partei in den Landtag sein könnte: Marie Schäffer hat 2019 als erste und bisher einzige Grüne in Brandenburg einen Wahlkreis gewonnen. Klappt das wieder, gilt dank einer Besonderheit des Landeswahlrechts die 5-Prozent-Hürde nicht – die Grünen wären auch mit weniger im Landtag vertreten.

Keine Rolle spielt an diesem Abend beim DGB die Zukunft von SPD-Spitzenkandidat Dietmar Woidke, der nur dann weiter Ministerpräsident bleiben will, wenn seine Partei vor der AfD liegt. Die DGB-Moderatorinnen fragen nicht danach, die Konkurrenz mag auch nicht in diese Richtung sticheln. Und Woidke selbst sagt von sich auch nichts dazu.

Insgesamt wirkte die Runde dann doch weniger wie ein Crunch-Time als eine Auszeit, bevor es in den entscheidenden Schlagabtausch der nächsten Tage geht. Man solle gut auf seine Entscheidung am 22. September aufpassen, mahnt DGB-Landeschefin Katja Karger – es werde die Welt verändern, wenn die AfD dann vorn liege. Konkret gilt das für einen Mann mit Migrationshintergrund, der in einer abschließenden Fragerunde zu Wort kommt: Er kündigt an, bei einem AfD-Wahlsieg nicht in Brandenburg zu bleiben.

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