FC Bayern gegen Meister Leverkusen: Das Duell der Duelle
Seit langer Zeit hat die Fußball-Bundesliga wieder mal ein echtes Spitzenspiel. Kann FC Bayern es mit Bayer Leverkusen aufnehmen?
Wenn der FC Bayern am Samstagabend Bayer 04 Leverkusen empfängt, ist die Bezeichnung Topspiel der Bundesliga ausnahmsweise uneingeschränkt angemessen. Der Tabellenführer aus München misst sich mit dem Zweiten, der den Abo-Meister in der vergangenen Saison abgelöst und durch den Gewinn des DFB-Pokals sogar das Double geholt hatte. Doch auf wen kommt es in der Begegnung der beiden torhungrigsten Mannschaften der Liga jetzt besonders an?
Die Torhüter
Beim 5:0-Sieg in Bremen musste Sven Ulreich kurzfristig für Manuel Neuer einspringen, der noch die Folgen seiner Bruchlandung beim 9:2 gegen Zagreb spürte. Gegen Leverkusen wird mit Neuers Rückkehr gerechnet. Ob die Verletzung noch etwas nachwirkt? Neuer könnte wieder in seinem Nebenjob als Libero gefragt sein, weil die Bayern sehr hoch verteidigen. Lukas Hradecky kann sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren, auf die Paraden im Torraum. Das wird auch nötig sein. Die Bayern haben schon 29 Tore in sechs Pflichtspielen erzielt. Zudem offenbart Leverkusens Abwehr ungewohnte Schwächen, wie jüngst beim 4:3 gegen Wolfsburg.
Die Verhinderer
Beim FC Bayern fühlte sich manch ein Fan zwischendurch an legendäre Tollpatsche aus der Filmgeschichte erinnert. Tölpeleien hatte das Duo Min-jae Kim und Dayot Upamecano ja sehr oft im Programm, auch schon zu Beginn dieser Saison in Wolfsburg. Doch Trainer Vincent Kompany, früher selbst Innenverteidiger, setzt konstant auf die zwei, was diesen offenbar Sicherheit verleiht. Dadurch hält sich in München auch das Bedauern in Grenzen, dass Jonathan Tah nicht loszueisen war aus Leverkusen. Entwickelt hat sich im Zuge des geplatzten Transfers ein Wadenbeißer-Duell zwischen Leverkusens Chef Fernando Carro und Bayerns Sportvorstand Max Eberl. Nationalspieler Tah steht derweil weiter im Schaufenster für andere Klubs. Er will seinen Vertrag nicht verlängern und kann 2025 ablösefrei gehen.
Die Strategen
Eine der Überraschungen der Saison ist, dass Joshua Kimmich und Granit Xhaka als defensive Mittelfeldspieler verglichen werden können. Das liegt daran, dass Kompany mehr von Kimmich hält als Vorgänger Thomas Tuchel, der die geforderte Holding Six João Palhinha erst kommen sah, als er schon weg war. Der Portugiese spielt unter Kompany bisher kaum. Kimmichs Rückkehr von hinten rechts in den Maschinenraum hat sich bewährt. An Xhaka wurde nie gezweifelt, weil er mit der Zuverlässigkeit eines Metronoms Leverkusens Takt vorgibt. Doch weil die Kollegen zuletzt aus der Reihe tanzten und die Werkself schon neun Gegentore in der Liga kassierte, ist Xhaka genervt. „Naiv“, nannte er das Defensivverhalten.
Die Kreativen
Normalerweise stehen Jamal Musiala (drei Ligatore in dieser Saison) und Florian Wirtz (vier) für die perfekte Symbiose, wenn sie sich zusammen auf einem Fußballplatz befinden. Das ist meist der Fall, wenn sie als Wusiala im Mittelfeld der deutschen Nationalelf wie legendäre Helden der Fußballgeschichte die kompliziertesten Fälle lösen und dabei nie unter Tollpatschverdacht geraten, sondern mit ihren Dribblings und Bewegungen auf engstem Raum eher Anleihen an den Houdinis dieser Welt nehmen. Jetzt machen sie ausnahmsweise mal nicht gemeinsame Sache.
Die Vollstrecker
Geht es nach der Torquote, kann niemand mit dem Bayern-Stürmer Harry Kane konkurrieren. In der vergangenen Saison schoss der 31 Jahre alte Engländer allein in der Liga 36 Tore, jetzt steht er bei fünf und in allen Wettbewerben sogar bei zehn. Leverkusens Victor Boniface bringt es bisher auf drei Tore in der Liga und auf vier insgesamt. Dennoch hat der 23-Jährige schon für ähnlich viel Aufsehen gesorgt wie Kane, jedenfalls mit seinem Hosen-Jubel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja