piwik no script img

Zum Tod von Rebecca HornEine große Erfinderin

Zwischen Körper, Maschine und Symbol: Die Bildhauerin, Aktionskünstlerin und Filmemacherin Rebecca Horn ist im Alter von 80 Jahren gestorben.

Rebecca Horn 2010 in Japan

Ein hohes Horn aus Stoff trug sie auf dem Kopf, sonst war sie unbekleidet. Fotos von 1970 zeigen Rebecca Horn bei ihrer Performance „Einhorn“ über Waldwege und durch Kornfelder schweifend. Ein einsames mythologisches Tier, aber auch eine junge Frau, deren Körper verletzlich und gefährdet anmutete. Am Sonntag wurde bekannt, dass Rebecca Horn, 1944 geboren, mit achtzig Jahren gestorben ist.

Sie war früh erfolgreich mit ihren körperbezogenen Performances und Installationen, 1972 mit noch nicht dreißig Jahren die jüngste Teilnehmerin der Documenta. Mit Körperverlängerungen lotete sie das Verhältnis zu Raum und Landschaft aus. Bewegung hielt in ihre Skulpturen Einzug. Angetrieben von kleinen Motoren bewegten sich Messer. Blitze zuckten, mechanische Arme sprühten Farbe, die Tasten von handgetriebenen Schreibmaschinen klapperten.

Das Anthropomorphe und das Technische gingen ständig neue Verbindungen in Rebecca Horns Installationen ein. Sie waren offen für viele Reflexionsfelder, über das Verhältnis des Menschen zur Erde, zur Welt der Tiere, über den Zweifel an der Kontrollierbarkeit des Fortschritts, über das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, über Sexualität. Rebecca Horns Ausstellungen hatten immer einen großen Schauwert.

Ihre surreale Künstlichkeit

Sie schrieb Gedichte, war aber auch eine visuelle ­Poetin, die das Erzählerische und das Märchenhafte liebte. Sie machte Filme von einer großen surrealen Künstlichkeit. Und auch wenn man ihrer Arbeit voller Symbole nicht immer folgen mochte, so blieb für die Fantasie des Betrachters doch noch immer viel zu tun. Wie Ulrike Ottinger oder Louise Bourgeois wurde sie in den 1980/90er Jahren auch zu einer Figur der Ermutigung für nachfolgende Generationen von Künstlerinnen, sich mit dem Körper zu beschäftigen und alle medialen Formen zu nutzen.

Derzeit stellt das Münchener Haus der Kunst sechs Jahrzehnte ihres Lebenswerks vor. Die Retrospektive zeigt noch bis zum 13. Oktober, wie sehr Rebecca Horn eine Grenzgängerin war zwischen dem Menschlichen und Nichtmenschlichen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Wenn schon Wortspiel mit dem Namen, war "Einhorn" noch erträglicher als "Rebeccablume".