Krieg in der Ukraine: Mindestens 51 Tote in Poltawa
Einer der schwersten russischen Angriffe seit Kriegsbeginn trifft die Stadt Poltawa in der Zentralukraine. Helfer suchen nach weiteren Verletzten.
Der Angriff am Dienstag auf die Stadt mit rund 300.000 Einwohner*innen sei eine große Tragödie für das Gebiet Poltawa und das gesamte Land, schrieb der Chef der Gebietsverwaltung Filipp Pronin auf seinem Telegram-Kanal und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte die Angriffe. Dabei seien zwei ballistische Raketen zum Einsatz gekommen. Unter anderem sei auch ein militärisches Ausbildungszentrum für Telekommunikation und Information in unmittelbarer Nähe eines Krankenhauses getroffen worden. Ein Gebäude des Zentrums sei zerstört worden, viele Menschen lägen noch unter den Trümmern.
Laut des öffentlich-rechtlichen ukrainischen Onlineportals Suspilne seien die Angriffe zehn Minuten nach dem ersten Luftalarm an diesem Tag erfolgt. Einschätzungen Militärexpert*innen zufolge ist das zeitlich zu knapp, um sich vor ballistischen Raketen in Sicherheit zu bringen.
Zehn Wohnhäuser beschädigt
Selenskyj sagte, er habe eine „umfassende und unverzügliche“ Untersuchung aller Umstände angeordnet. „Der russische Bastard wird sich für diesen Schlag auf jeden Fall zu verantworten haben. Wir sagen jedem auf der Welt, der die Macht hat, diesen Terror zu stoppen, immer wieder: Luftverteidigungssysteme und Raketen werden in der Ukraine benötigt. Angriffe mit Langstreckenwaffen, die vor dem russischen Terror schützen können, sind jetzt erforderlich, nicht erst irgendwann später. Jeder Tag der Verzögerung bedeutet leider den Verlust von Menschenleben.“
Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums zufolge ist es Rettungskräften bislang gelungen, 25 Menschen zu retten, elf von ihnen hätten aus den Trümmern geborgen werden können. Unter den Toten ist hauptsächlich militärisches Personal.
Laut des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko seien bei dem Raketenangriff auch zehn mehrstöckige Wohngebäude beschädigt worden. Polizeikräfte seien auf der Suche nach weiteren Verletzten.
In einer ersten Reaktion verurteilte die Generalsekretärin des Europarates Marija Pejčinović Burić die russischen Angriffe auf Poltawa. Diese barbarischen Taten würden nicht ungestraft bleiben, sagte sie. Eine offizielle Stellungnahme von russischer Seite zu den Angriffen auf Poltawa gab es bis zum Dienstagnachmittag nicht.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen