Von der Hamas getötet: Abschied von Hersh Goldberg-Polin
Vom Nova-Festival entführt, überlebte der junge US-Israeli selbst die Amputation seines Armes. Nun wurde er von der Hamas erschossen.
Nun, 331 Tage nach seiner Entführung, vermeldeten seine Angehörigen: „Mit gebrochenem Herzen muss die Familie Goldberg-Polin den Tod ihres geliebten Sohnes und Bruders Hersh bekanntgeben. Die Familie dankt euch allen für eure Liebe und Unterstützung.“ Die israelische Armee fand die Leichen von ihm wie fünf weiteren Geiseln in einem Tunnel in Rafah, sie waren ebenfalls vom Nova-Festival entführt worden. Laut einem Militärsprecher seien sie wahrscheinlich mit einem Kopfschuss hingerichtet worden, kurz bevor die Armee sie erreichen konnte.
Hersh wurde im Jahr 2000 in Kalifornien geboren. Als er sieben war, zog seine Familie nach Israel. Neben Musik war Sport seine Leidenschaft: Er war Fan des Fußballvereins Hapoel Jerusalem, im dortigen Teddy-Stadion oft zu Gast und Mitglied der antifaschistischen Ultragruppe „Brigade Malcha“, die klare Kante gegen Rassismus und Homofeindlichkeit in Israel zeigt. Auch Basketball liebte er: Ein früheres Profilfoto auf Social Media war das Logo der Chicago Bulls – die Heimatstadt seiner Eltern.
Das Schicksal des israelisch-amerikanischen Staatsbürgers wurde international bekannt, auch dank seiner Familie und Freund*innen, die unermüdlich für seine Freilassung kämpften. Die von ihnen gestartete Instagram-Seite „Bring Hersh Home“ hat mehr als 150.000 Follower. Seine Eltern sprachen außerdem jüngst beim Parteitag der Demokraten, zu tobendem Applaus der vielen Teilnehmenden.
„Stay Strong Hersh“ im Weser-Stadion des SV Werder Bremen
Auch die Freundschaft seiner Ultragruppe zu den Fans des SV Werder Bremen sorgte dafür, dass Hershs Geschichte in Deutschland eine größere Öffentlichkeit fand: Im Weserstadion prangte ein „Stay Strong Hersh“-Banner. Auf dem diesjährigen Fusion-Festival erinnerten Hunderte Besucher*innen an ihn.
Im April veröffentlichte die Hamas ein Video von Hersh, sein Gesicht abgemagert, sein linker Arm nur noch ein Stumpf. In Erinnerung bleiben werden aber vielmehr die Fotos von Hersh, dem Raver, dem Sportfan, dem Weltenbummler – der stets gelächelt hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen