Schwieriger Kampf gegen Gentrifizierung: Investoren gegen Investoren gesucht
Der Hamburger Kunst- und Handwerkshof „Viva La Bernie“ schien schon gerettet, doch nun droht der Rückkauf zu scheitern. Es fehlen 2,2 Millionen Euro.
Im November 2023 wurde mit viel medialer Resonanz der Kompromiss zwischen den beiden Investoren und der Werkhof-Gemeinschaft unter Einbindung der gemeinwohlorientierten Lawaetz-Stiftung besiegelt: Die beiden privaten Eigentümer verkaufen die Immobilie an die Stiftung, die sie wiederum an die Nutzer:innen in Erbpacht weitergibt. Die Hofgemeinschaft soll dann für Erhalt, Sanierung und Vermietung verantwortlich sein – in Eigenregie.
Es war ein bahnbrechender Erfolg für die Viva-La-Bernie-Gemeinschaft, die aus Musiker:innen, Künstler:innen, Filmemacher:innen und Handwerker:innen besteht und die die mehr als ein Jahrhundert alten Gebäude als Werkstätten, Ateliers und Wohnungen nutzen. Wäre es nicht zur Einigung gekommen, hätten sie befürchten müssen, aus dem Hinterhof-Areal im Stadtteil Altona verdrängt zu werden.
Doch nun herrscht Ernüchterung, weil eben jene Differenz zwischen dem Verkehrswert des Grundstückes von 6 Millionen Euro auf der einen Seite und andererseits dem Kaufpreis in Höhe von 8,5 Millionen Euro und den Kauf-Nebenkosten noch nicht aufgebracht worden ist. „Die Summe ist so etwas wie unser Eigenanteil. Der ist nötig, damit die Lawaetz-Stiftung den Kredit bei der Bank aufnehmen kann, um den Hof endgültig kaufen zu können“, erklärt Gauger, der als Bauunternehmer tätig ist und auf dem Werkhof einer von rund 20 Mieter:innen und insgesamt rund 100 Nutzer:innen ist.
Wo sind die Mäzene?
Bis Ende August sollte eigentlich das Geld zusammen gesammelt sein. Doch bei Viva La Bernie und ihren Förder:innen hakt es – trotz erfolgreicher Aktionen, wie etwa Kunst-Auktionen, Konzerten oder Soli-Partys.
Und die Zeit könnte bald ablaufen. „Zwar wissen wir, dass die Lawaetz-Stiftung genauso wie die Politik und beiden Investoren hinter dem ausgehandelten Kompromiss stehen, aber deren Geduld ist endlich. Wir brauchen Unterstützung: über solidarische Kredite, aber auch von Mäzenen, die in der Lage sind, uns größere Summen zu geringen Zinssätzen zur Verfügung zu stellen“, so Gauger. Zinssätze von maximal 1,5 Prozent könne Viva La Bernie bedienen.
„Wenn 1.000 solidarische Menschen uns 3.000 Euro leihen, sind das drei Millionen Euro, in etwa die Summe, die wir brauchen“, sagt Gauger, der aktuell weiter im Gespräch mit potenziellen Sponsoren ist. Doch dass es da kaum Fortschritte gibt, ist ebenso am Finanzierungs-Barometer abzulesen: Seit Ende Juli steht es stabil auf der Summe von 987.000 Euro und hat sich trotz etlicher Aktionen zuletzt nicht nach oben bewegt.
Das ist dramatisch für den Hinterhof, der immer mal wieder als „Soziotop“ deklariert wird, weil sich die Nutzer:innen über Jahre hinweg eigene solidarische Strukturen aufgebaut haben und damit einen Gegenentwurf zur uniformen Stadt bewahrt haben. Auch Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) befand den 4.800 Quadratmeter großen Hinterhof schon als eine Bereicherung für die Stadt.
Mit einem Werbefilm, der in Hamburgs Programmkinos läuft, hofft der Kreativhof noch die nötige Unterstützung zu finden. Kommt die nicht, dürfte es wohl bald zu spät sein.
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