Konzertempfehlungen für Berlin: Paranormale Klänge

In der zweiten Rude von „Stop Over„ interagieren Publikum und Mu­si­ke­r:in­nen auch kulinarisch. Und auch bei anderen Festivals wird es experimentell.

Das Trio **Y** trifft im Radialsystem auf das Paranormal String Quartet Foto: Stefan Loth

Seit nurmehr einem Vierteljahrhundert Jahren bespielen im Sommer in Rahmen von „Young Euro Classic“ diverse Jugendorchester das Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Zum Jubiläum soll von Freitag bis Sonntag die übliche Perspektive erweitert werden, mit außereuropäischen Klängen in der Reihe „re:­play – Freiheit der Töne“.

Spannend dürfte zum Beispiel klingen, was die Schlagwerkerin Hu Shengnan ihren Perkussionsinstrumenten entlockt: am Sonntag mit der Geigerin Wei Lu, am Samstag mit Clara Haberkamp am Flügel. Mit dem deutsch-chinesischen Programm soll das 30. Jubiläum der Städtepartnerschaft Berlin-Beijing gefeiert werden: dabei wird Verschiedenes zwischen traditioneller chinesischer Musik, Neuer Musik, Debussy und Jazz zu erleben sein. Darüber hinaus gibt unter anderem klangliche Ausflüge nach Südafrika, nach Indien oder in die Mongolei (23.-25.8., Tickets 16,50 Euro, Tageskarten für 5 Konzerte 75-81 Euro, young-euro-classic.de).

Hach, da ist die Autorin dieser Kolumne erleichtert, dass sich auch andere Menschen Musik anschaffen, einfach nur, weil ihnen das Cover gefällt. Hanno Leichtmann ist dem Vintage-Charme von Audiokassetten erlegen und hat sie zum Ausgangspunkt einer Soundinstallation mit dem Titel „Low Noise Chronical“ gemacht.

Und weil es ihm allein um das Coverdesign geht, enthält die ambienthaftes Soundskulptur Fragmente von Schlager, Klassik und Folk. Zu erleben von Freitag bis Sonntag im Projektraum „Die Möglichkeit einer Insel“ (23.-25.8., 18 Uhr, Eintritt frei, weitere Infos gibt es hier).

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Am Samstag beginnt dann auch das Musikfest Berlin, bei dem 160 Werke von mehr als 80 Kom­po­nis­t:in­nen präsentiert werden, wie immer von zahlreichen Orchestern und Ensemble und rund 60 Solist:innen. Das thematische Klammer lautet in diesem Jahr „Ameriqués“.

Zum Auftakt spielt das São Paulo Symphony Orchestra und lässt im Großen Saal der Philharmonie die süd- auf die nordamerikanische Moderne treffen (24.8, 18 Uhr, Tickets 20-90 Euro), später beim Late Night Konzert geht es mit Big Band des Orchesters dann populärer zu (24.8., 21.30 Uhr, Tickets 15-59 Euro).

Und am Sonntag gibt es dann im Radialsystem die letzte Gelegenheit, bei der zweiten Runde von „Stop Over“ dabei zusein. Bei der Konzertreihe geht es darum, Publikum und Mu­si­ke­r:in­nen auf ungewohnte Weise interagieren zu lassen. Heute trifft Klang auf Kulinarik.

Die Idee: Gemeinsam auf der Spreeterrasse kochen, dabei sollen im Rahmen einer partizipativen Spiel-Komposition Objekte zum Klingen gebracht werden. Das Trio **Y**, bei dem unter anderem die tolle Liz Kosack den Synthesizer bedient, trifft auf das Paranormal String Quartet, die Komposition stammt vom improvisierenden Schlagzeuger Max Andrzejewski (Radialsystem, 25.8., 17 Uhr, Eintritt 14 Euro, erm. 10 Euro).

Ebenfalls darum, experimentelle Klänge in eine neuen Kontext setzen, geht es am Mittwoch beim Inselkonzert im Projektraum World in a Room. In dem geht es normalerweise um Fotografie, die Konzerten sollen durch die Gegenüberstellung von Bild und Klang Neues generieren. Zusammen improvisieren werden Ellen Burr an der Flöte, Chris Heenan mit der Kontrabassklarinette und der Trompeter Brad Henkel (World in a Room, 28.8, 19.30, Spenden erbeten).

Am darauf folgenden Wochenende gibts dann eine Eröffnung einer weiteren Langstrecken-Veranstaltung. Im Kühlhaus Berlin sorgt das Festival „Intersecting Encounters“ für den ersten Aufschlag im Monat der zeitgenössischen Musik. Die eindrucksvolle Vokalistin Sofia Jernberg und das nicht minder eindrückliche Trio Dell-Lillinger-Westergaard (das über ganzen Abend immer wieder zu hören sein wird) machen den Auftakt. Und auch das Zafraan Ensemble wird dabei sein (31.8., 16 Uhr, Tickets kosten im VVK 15, erm. 10 Euro).

Bei wem das den Wunsch weckt, selbst mit Klängen zu experimentieren, dem sei das immer wieder schöne Festival für selbstgebaute Musik ans Herz gelegt, das auch in diesem Jahr am Sonntag, pünktlich zum meteorologische Herbstanfang, auf dem Holzmarkt-Gelände stattfindet, mit Workshops und Konzerten. Unter anderem tritt der der mit seinen Klangkonstruktionen stets faszinierende Pierre Bastien auf (Säälchen, Holzmarktstr. 25, 1.9., 13-23 Uhr, Spendenempfehlung 8-20 Euro).

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