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Altersarmut in DeutschlandLinke für 1.250 Euro Mindestrente

Knapp je­de*r fünfte Rent­ne­r*in ist armutsgefährdet. Frauen sind dabei besonders häufig bedroht, zeigt die Antwort auf eine Anfrage der Linken.

Mehr als 1,3 Millionen AltersrentnerInnen müssen arbeiten gehen Foto: Frank Rumpenhorst

Berlin afp | Von den gut 19 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland war im vergangenen Jahr fast ein Fünftel armutsgefährdet. Die Gefährdungsquote lag bundesweit bei 18,4 Prozent, wobei das Risiko bei Frauen deutlich größer war – dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, über welche die Ippen-Zeitungen (Mittwochsausgaben) berichten. Von den Rentnerinnen waren demnach sogar 20,2 Prozent wegen geringer Altersbezüge durch Armut gefährdet.

In der Gesamtbevölkerung mit allen Altersgruppen waren 2023 insgesamt 14,4 Prozent der Menschen armutsgefährdet. Die Regierung bezieht sich auf Statistiken der Deutschen Rentenversicherung sowie Eurostat. Die durchschnittliche Altersrente für Männer im Jahr 2022 lag deutschlandweit bei 1373 Euro, für Frauen bei 890 Euro.

Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Im Vergleich zum Jahr 2014 stieg die Quote an armutsgefährdeten Menschen über 65 Jahren dem Bericht zufolge um mehr als elf Prozent.

Über die Jahre hinweg waren demnach alleinerziehende Frauen und Menschen, die nicht mehr arbeiten können, am stärksten von Armut bedroht. Von den mindestens 40 Jahre in der Rentenkasse Versicherten erhielten 2023 mehr als 33 Prozent eine Rente unter 1250 Euro. Bei den Menschen mit 45 Versicherungsjahren waren es knapp 25 Prozent.

Mindestens 1.250 Euro Rente

Die staatlichen Ausgaben für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sind demnach in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2018 lagen die Nettoausgaben dafür bei 6,6 Milliarden Euro, wie aus der Regierungsantwort hervorgeht. Im Jahr 2023 summierte sich der Betrag bereits auf 10,1 Milliarden Euro.

Der Linken-Abgeordnete Matthias W. Birkwald, renten- und alterspolitischer Sprecher der Gruppe im Bundestag, wies in den Ippen-Zeitungen darauf hin, dass im vergangenen Jahr 1,6 Millionen Frauen mit einer Rente in Höhe von 954 Euro leben mussten.

Birkwald bezweifelt nach eigenen Angaben, dass viele der Armutsgefährdeten „diese Lücken mit betrieblicher Altersversorgung oder betrieblicher Altersvorsorge oder gar mit privater Vorsorge ausgleichen können – denn von niedrigen Löhnen und Gehältern werden dementsprechend niedrige Beiträge in die gesetzliche Rente eingezahlt.“

Birkwald bekräftigte deshalb eine Forderung seiner Partei: „Niemand sollte im Alter von weniger als 1.250 Euro netto leben müssen. Darum brauchen wir eine einkommens- und vermögensgeprüfte solidarische Mindestrente von 1.250 Euro.“

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8 Kommentare

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  • Auch ist die Witwenrente ein Thema für Frauen oder auch Männer. Der Mann arbeitet ein Leben lang und die Frau zieht mehrere Kinder groß. Demzufolge arbeitet sie auch weniger und zahlt weniger in die Rentenkasse ein.



    Der Mann hat sein Budget für die Rentenkasse voll einbezahl, mit dem gemeinsamen Ziel, dass es dann zusammen in der Rente reichen wird.

    Jetzt verstirbt der Mann, und die Frau bekommt nicht die Rente des Mannes mit ausbezahlt.



    Sie bekommt nur einen Teil als Witwenrente deklariert. Warum?

    Der Mann hat das geplant für sich und die Familie erarbeitet. Es ist sein schwer erarbeiteten und eingezahlten ihm zustehenden Töpfchen.

    Hätte er weiter gelebt, hätte er es auch erhalten.



    Mit welchem Recht zwackt sich der Staat und die Rentenkasse hier was ab ?

    Das ist der vom Mann erarbeitete Sparstrumpf unter dem Kopfkissen. Diesen kann man über ein Gesetz nicht einfach an sich nehmen und der Frau als Gut Will ein paar Groschen zum Überleben geben.

    Und die Frau muss mit ihrem kleinen und dem Rest als Witwenrente deklarier über die Runden kommen.

  • Die Rentenversicherung ist eine VERSICHERUNG - wer mehr einzahlt, bekommt mehr raus.



    Da sollen also dann Menschen die arbeiten Frauen, die Jahrzehnte nicht oder nur wenig gearbeitet haben, die Rente finanzieren. Warum?



    In den meisten Fällen haben Frauen dieser Generation ohne Zwang nicht gearbeitet - niemand muss auch mit Kindern 30 Jahre zuhause bleiben oder - wie meine Mutter - schwarz arbeiten weil dann mehr übrig bleibt. Blöd eben dass es dann auch keine Rente gibt....

  • Natürlich ist es wünschenswert, dass niemand von weniger als 1250€ leben muss.



    Viele haben für diesen Betrag Jahrzehnte gearbeitet, ist es fair, dass das nun jeder bekommen soll?

  • Viele Forderungen, kein Idee zur Umsetzung und deren Konsequenzen…alles beim alten in der Partei. 3% ist angemessen.

    • @1Pythagoras:

      Korrekt! Sehe ich auch so....und 97% der Wahlberechtigten wohl auch.

  • Armutsgefährdet sind im Prinzip alle, die nur die Rente der GRV beziehen, und der nicht unwahrscheinliche Pflegefall eintritt, den die jüngst ermittelten Zahlen der Zuzahlung im Pflegefall liegt in Regionen, die kaum ein GRV Rentner je erreicht. Es wird ja jetzt schon über die hohen Sozialhilfeausgaben für pflegebedürftige Rentner gejammert, vielerorts der größte Posten der Sozialhilfe.

  • Die Linke kann ja jetzt beliebige Forderungen aufstellen. Die Gefahr, dass sie einmal in die politische Veranwortung kommt, um diese umzusetzten, besteht nicht mehr.

    • @Lars Sommer:

      Löst ihre Haltung das Problem? Ist die Forderung falsch nur weil sie von der Die Linke kommt oder weil ihre eigenen Rente höher ausfällt und sie es nicht interessiert? Die sprechen ein gravierendes gesellschaftliches Problem an.