piwik no script img

Netzausbau für die ErneuerbarenGerechtere Finanzierung geplant

Eine bundesweite Umlage soll Regionen entlasten, in denen der Netzausbau teurer ist. Für manche Verbraucher soll es damit günstiger werden.

Eine Umlage soll Regionen entlasten, deren Netz teuer ist, weil es viel Strom aus Photovoltaik und Windkraft aufnimmt Foto: picture alliance/dpa | Thomas Warnack

Freiburg taz | Die Bundesnetzagentur (BNetzA) möchte die Kosten des regionalen Stromnetzausbaus im Zuge der Energiewende gerechter verteilen. Die Regulierungsbehörde veröffentlichte einen „Festlegungsentwurf“, wonach die Zusatzkosten in Verteilernetzen mit besonders viel erneuerbarer Stromerzeugung künftig durch eine bundesweite Umlage aufgefangen werden sollen.

Angesichts steigender Netzentgelte wurde das Thema zunehmend brisant. In den vergangenen fünf Jahren sind die Kosten für die Netze im Bundesmittel um 30 Prozent gestiegen. Privathaushalte bezahlen über ihre Stromrechnung nach neuesten Zahlen im Durchschnitt 9,35 Cent je Kilowattstunde alleine für das Netz – das sind rund 30 Prozent der Stromrechnung. Im Zuge des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien werden die Netzentgelte weiter steigen.

Das Problem: Stromkunden, in deren lokalem Netz viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, müssen die dadurch entstehenden Kosten der örtlichen Netzverstärkungen bislang alleine tragen. Entsprechend groß ist in Deutschland die Spanne der Netzentgelte. Der jüngste Monitoringbericht der BNetzA von 2023 berichtet von einerseits rund fünf Cent je Kilowattstunde im günstigsten Netzgebiet und andererseits 32 Cent im teuersten. Im Mittel liegen die Netzentgelte in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern am höchsten, aber auch innerhalb einzelner Bundesländer können sie sich erheblich unterscheiden.

Die regionalen Differenzen sollen nun ein wenig ausgeglichen werden, indem vom kommenden Jahr an ein Teil der Mehrkosten bundesweit umverteilt wird. Die BNetzA hatte die Höhe einer solchen Umlage im vergangenen Dezember bereits auf etwa 0,24 Cent je verbrauchter Kilowattstunde geschätzt, was die Stromrechnung eines Durchschnittshaushalts um gut acht Euro im Jahr erhöhen würde. In den Empfängerregionen könnten die Strompreise dann um bis zu 3,34 Cent je Kilowattstunde sinken.

Energiewende sei „eine Gemeinschaftsaufgabe“

Man schaffe damit „faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben und wirtschaften“, sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Die Energiewende sei „eine Gemeinschaftsaufgabe“, Investitionen in die Netze kämen „allen zugute“. Auch der Branchenverband BDEW nannte es in einer Stellungnahme „richtig, dass die Bundesnetzagentur die bestehende Netzentgeltsystematik überarbeitet hat“.

Im ersten Schritt wird nun ermittelt, ob ein Netzbetreiber durch die erneuerbaren Energien in seinem Gebiet von einer besonderen Kostenbelastung betroffen ist. Das soll sich an einer von der BNetzA definierten Kennzahl festmachen. Diese setzt die ans Netz angeschlossene erneuerbare Erzeugungsleistung ins Verhältnis zum regionalen Stromverbrauch. Ab Mitte Oktober werden Abschätzungen zu den Entlastungen erwartet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • @SOLLNDAS

    Geld ist keine Erhaltungsgrösse, sondern ein soziales Konstrukt.

    Bei Energie, Impuls und Drehimpuls lass' ich mit mir reden.

    Immer diese Möchtegern Wirtschaftswissenschaftler, die sich als Naturwissenschaftler gerieren.

    Wo wart Ihr alle 2008?

    • @tomás zerolo:

      "Geld ist keine Erhaltungsgrösse..."



      Stimmt. Geld kann man drucken, soviel man lustig ist. Den dazu gehörenden Wert allerdings nicht.



      Genau genommen ist auch Wert keine Erhaltungsgröße. Er muss ständig neu erarbeitet werden. Und menschliche Arbeit ist KEIN soziales Konstrukt, sondern unabhängig von jeder Gesellschaftsform lebensnotwendig.

  • So wie es jetzt läuft, landen die Kosten auf den falschen schultern. Die Verteilungsregeln wurden dilletantisch mit vorhersehbar negativen Effekten gesetzt. Das sollte man ändern - aber parallel unsinnige Kostenexplosionen verhindern: im Münsterland wird überall ein Kampf gegen die -günstige- Überlandleitung geführt und eine in Bau und Wartung -5mal so teure- Verlegung unter die Erde gefordert. Das sollten dann auch die bezahlen,die es ohne nachvollziehbare Gründe so haben wollen. Denn die angeblichen Schäden von Überlandleitungen sind wohl reinste Esoterik. Beweise dafür sind jedenfalls unauffindbar.

  • Moment mal. Das sind ja Investitionskosten, richtig?

    Statt irgendwelche Investoren reich zu machen, liesse sich das auch über ein Sondervermögen machen, richtig?

    Beim Militär ging das ja auch ganz leicht. Knall-knall, bumm-bumm.

    • @tomás zerolo:

      "Sondervermögen" bedeutet Kreditaufnahme. Dann werden die Kreditgeber reich, von den Zinsen.



      Oder, falls der Kreditgeber die Zentralbank ist, werden die Leute arm, wegen Inflation.



      Es gibt kein perpetuum mobile.