Supercup der Fußballfrauen: FC Bayerns drohende Vorherrschaft

Beim Gewinn des Supercups gegen den VfL Wolfsburg zeigen die Fußballerinnen des FC Bayern Souveränität. Die Bundesliga darf das beunruhigen.

Diesmal klar einen Fuß voraus? Sarah Zadrazil gegen Wolfsburgs Svenja Huth Foto: Annegret Hilse/reuters

Dresden taz | Es ist auch aus Gründen der Nachhaltigkeit begrüßenswert, dass eine fast schon vergessene Trophäe aus der verstaubten Vitrine plötzlich wieder Verwendung findet. Es war das zuletzt vor 27 Jahren vergebene Original, das Glódís Viggósdottir als Kapitänin des FC Bayern nach dem gewonnenen Supercupfinale gegen den VfL Wolfsburg (1:0) in Dresden stemmte. Vermutlich fiel es der Isländerin gar nicht auf, dass Spezialisten von der Silberware die einstige Aufschrift „Damen“ entfernen hatten.

So hieß das ja noch, als Grün-Weiß Brauweiler sich das letzte Mal auf dem Cup verewigte. 1997 waren 800 Augenzeugen auf einem Dorfsportplatz von Eintracht Rheine zugegen, am Sonntag schauten nun 16.690 Zuschauer in der Heimstätte des Traditionsvereins Dynamo Dresden zu. Der neuerdings die Pressekonferenzen nicht mehr in Englisch abhaltende Bayerncoach Alexander Straus suchte später nach dem passenden Wort, um die Atmosphäre vor dem dankbaren Publikum der Elbmetropole zusammenfassen. „Wie sagt man in Deutsch? Geil!“, so der 48 Jahre alte Norweger.

Das vom Meister ausgesandte Signal mit Blickrichtung aufs Bundesliga-Eröffnungsspiel bei Aufsteiger und Altmeister Turbine Potsdam (Freitag 17 Uhr) ist nicht zu unterschätzen. Bei den Frauen könnte eine Vorherrschaft folgen, die an die frühere Hegemonie der FCB-Männer erinnert. „Für mich ist der FC Bayern der Favorit auf die Meisterschaft“, hob VfL-Trainer Tommy Stroot hervor. Mit der wohl noch bis Jahresende ausfallenden Lena Oberdorf (Bayern), Dominique Janssen (Manchester United) und Ewa Pajor (FC Barcelona) habe man drei Schlüssel­spielerinnen verloren. Aber eines machte der am Saisonende scheidende 35-Jährige klar: „Wenn die Bayern was liegen lassen, wollen wir da sein. Wir wollen sie pushen ohne Ende.“

Nur: Die von Klara Bühl veredelte Vorstellung belegte, dass der Kader der Konkurrentinnen breiter und besser aufgestellt war. „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Es war ein cooles Erlebnis“, fand die früh erfolgreiche Stürmerin (9.), die wie neun andere Nationalspielerinnen nur 16 Tage nach dem gewonnenen Spiel um Olympia-Bronze gegen Spanien wieder auf dem Platz stand.

„Ein Zeichen gesetzt“

„Wir haben ein Zeichen gesetzt, dass wir in großen Duellen stabil sind. Ein Sieg gegen Wolfsburg ist immer was Besonderes“, konstatierte Bayerns Keeperin Maria Luisa Grohs, die vor den Augen von Bundestrainer Christian Wück erneut so stark hielt, dass die wieder offene Torwartfrage eigentlich nicht nur auf Ann-Katrin Berger als Deutschlands Fußballerin des Jahres und Merle Frohms als langjährige Stammtorhüterin beschränkt werden müsste.

Auf der Tribüne zeigte sich die geballte DFB-Führungsspitze zufrieden, dass das Comeback des oft als Kunstprodukt bekrittelten Supercups glückte. Präsident Bernd Neuendorf sprach von einem „wunderbaren Rahmen“. Bei einer Talkrunde im Vorfeld mahnte DFB-Geschäftsführer Holger Blask weitere Maßnahmen als nur die Aufstockung auf 14 Klubs zur Saison 2025/2026 an, „um aus dem Frauenfußball ein selbst tragendes System zu machen“. Und weiter: „Wir wollen, dass der Beruf der Profifußballerin ein attraktiver ist.“

Wachstumsplan

Nicht nur bei Ausbildungsvereinen wie der SGS Essen leben viele Akteurinnen von der Hand in den Mund. Dennoch schießt bereits jeder Lizenzverein im Schnitt knapp zwei Millionen Euro pro Saison zu. Blask befindet sich für einen Wachstumsplan in Gesprächen mit den Liga-Vertretern, um Sichtbarkeit und Vermarktung sukzessive zu erhöhen – und irgendwann auch Mindestgrundgehälter von rund 3.000 Euro brutto für jede Bundesligaspielerin zu garantieren.

Völlig offen, wie die Erlösseite gesteigert werden kann – ein weiterer Partner der Liga, der vielleicht Anteile einer ausgelagerten Gesellschaft erwirbt, ist zumindest ein Denkmodell. Der Investitionsbedarf wird inklusive der Verbesserung der Stadioninfrastruktur auf fast 100 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren geschätzt. Wie viel Ausdauer noch erforderlich sei, machte Katharina Kiel, Technische Direktorin vom Tabellendritten Eintracht Frankfurt, deutlich: „Wir sind bei einem Triathlon und kommen gerade aus dem Wasser.“

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