Solarbranche strauchelt: Technikproduzent stoppt neue Fabrik

Der Firma Meyer Burger fehlt Geld, um Solarzellen in den USA zu fertigen. Und die Bundesregierung zeigt sich zögerlich, was Subventionen angeht.

Für das Werk in Bitterfeld-Wolfen heißt das: Die Produktion von Solarzellen mit rund 350 Beschäftigten bleibt erstmal erhalten Foto: Jens Schlüter/afp

BERLIN taz | Einen erneuten Dämpfer muss der Solartechnikhersteller Meyer Burger verkraften. An diesem Montag informierte das Unternehmen seine Investoren, dass es den geplanten Bau eines neuen Werkes für Solarzellen in Colorado (USA) stoppe. Die Zellfertigung im sachsen-anhaltinischen Bitterfeld-Wolfen soll deshalb vorläufig weiterlaufen.

Die Firma mit Hauptsitz in der Schweiz steckt insgesamt in einer schwierigen Lage. Im Verlauf eines Jahres ist der Aktienkurs von umgerechnet etwa 170 Euro auf knapp 3 Euro gesunken. 2023 endete mit einem beträchtlichen Verlust. Nun warnt die Firma, dass der Gewinn dieses Jahr geringer ausfallen werde und ein „Restrukturierungsprogramm“ nötig sei.

Die Produktion von Solarzellen in Colorado ist an Finanzierungsproblemen gescheitert. Anscheinend wollte die Bank keine ausreichenden Mittel zur Verfügung stellen, um die gestiegenen Baukosten abzudecken. Nun will sich Meyer Burger in den USA auf seine Fertigung von Solarmodulen konzentrieren, die allerdings nicht zusätzlich ausgebaut werden soll. Diese Fabrik steht in Arizona. Für das hiesige Werk in Bitterfeld-Wolfen heißt das: Die Produktion von Solarzellen mit rund 350 Beschäftigten bleibt erhalten. Bisher war geplant, sie zugunsten Colorados auslaufen zu lassen. Die Zellen aus Deutschland will Meyer Burger in Arizona zu Modulen weiterverarbeiten.

Meyer Burger steht unter Druck vor allem aus China. Die dortigen Zell- und Modulfabriken produzieren deutlich günstiger als deutsche und europäische. Ein Grund dafür sind Subventionen des chinesischen Staates. Solaranlagen mit chinesischen Komponenten werden deshalb hierzulande zu vergleichsweise niedrigen Preisen angeboten – unter anderem Meyer Burger hat das Nachsehen.

Subventionsfrage ungeklärt

Parallel dazu kann die Bundesregierung sich nicht entscheiden, hiesigen Solarherstellern ebenfalls höhere Subventionen zu zahlen. In den Verhandlungen zwischen den Koalitionspartnern SPD, Grüne und FDP standen vor allem die Liberalen auf der Bremse. Die Probleme bei Meyer Burger sind damit auch eine Folge der knappen Mittel in den Bundeshaushalten 2024 und 2025.

Ob es noch einmal gelingt, zusätzliches öffentliches Geld für die Solarindustrie zu mobilisieren, ist offen. Grundsätzlich in Frage kämen größere Summen aus den Staatshilfen zur Umstrukturierung der Kohleregionen und auf Basis des europäischen Netto-Null-Industrie-Gesetzes. Dieses ist dazu gedacht, Klimaschutztechnologien zu einem guten Teil in Europa herzustellen und nicht nur zu importieren. Beide Ansätze sind aber noch nicht umgesetzt.

In den USA geht es schneller. Die Regierung des demokratischen Präsidenten Joe Biden hat Hunderte Milliarden US-Dollar Subventionen zur Neuansiedlung zukunftsträchtiger Industrien bereitgestellt, unter anderem für die Solarindustrie. Das Meyer-Burger-Werk in Arizona wird entsprechend gefördert.

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