Familienclans auf den Philippinen: Mächtige Politdynastien im Clinch

Die Familienclans der Dutertes und Marcos' auf den Philippinen waren lange Zeit miteinander verbündet. Nun sind sie zu erbitterten Gegnern geworden.

Präsident Ferdinand Marcos Jr. und Sara Duterte aus Pappmaché in Quezon-Stadt

Der Machtkampf zwischen Präsident Ferdinand Marcos Jr. und Sara Duterte aus Pappmaché Foto: Mark Cristino/AP

KUALA LUMPUR taz | Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. hat am Montag im Parlament die jährliche „Rede zur Lage der Nation“ gehalten. SONA, wie die „State of the Nation Address“ in den Philippinen genannt wird, ist der jährliche Höhepunkt des Politikbetriebs und ein gesellschaftliches Megaereignis. Neben Abgeordneten und Vertretern weiterer Verfassungsorgane nahmen 2000 geladene und feierlich gekleidete Gäste aus Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur teil.

Zwei Damen stachen dabei besonders hervor: die Präsidentenschwester und Senatorin Imee Marcos durch ein grün-goldenes langes Kleid im traditionellen „Baro at say“-Stil im Design einer historischen Rüstung plus goldener Krone auf dem Kopf. Und Vizepräsidentin Sara Duterte. Die glänzte durch demonstrative Abwesenheit.

Ihre ganze Verachtung für Marcos Jr. machte die Tochter des Expräsidenten Rodrigo Duterte am Montag mit der Ankündigung deutlich, nicht einmal die SONA-Liveübertragung verfolgen zu wollen.

Im Wahlkampf 2022 waren Marcos Jr. und Sara Duterte mit ihren jeweiligen Politclans noch ein Herz und eine Seele. Ihr „Team der Einheit“ gewann mit einem Erdrutschsieg.

Vizepräsidentin Duterte trat aus Marcos' Regierung aus

In den Philippinen werden Vizepräsidenten direkt vom Volk gewählt, haben aber keine andere Funktion, als im Falle des Todes oder der Amtsunfähigkeit des Staatsoberhauptes die Macht zu übernehmen. Traditionell beruft der Präsident den Vizepräsidenten aber in ein Ministeramt. Duterte wurde Bildungsministerin.

Seit Ende 2023 ist es aber mit der Einheit vorbei und die Kluft zwischen den beiden Familienclans wurde seitdem immer tiefer. Streitpunkte waren unter anderen die Ablehnung eines Geheimetats für Duterte durch das Parlament sowie die von Marcos befürwortete Verfassungsreform zur Lockerung der Regeln für ausländisch Investitionen.

Außenpolitisch sorgte die Wiederbelebung des Bündnisses mit den USA durch Marcos für Konflikte. Präsident Duterte hatte sich von den USA ab- und China zugewandt.

Ihren Machtkampf tragen die beiden Clans auch mit Diffamierungen aus. Rodrigo Duterte warf Marcos vor, Drogen zu konsumieren. Marcos konterte kühl: „Ich denke, es ist das Fentanyl.“ Duterte macht keinen Hehl daraus, dass er seit vielen Jahren regelmäßig das starke und süchtig machende Schmerzmittel Fentanyl einnimmt. Wenige Stunden vor SONA kursierte im Internet ein Video, das Marcos bei Drogenkonsum zeigen soll.

Für einen politischen Paukenschlag sorgte Sara Duterte bereits im Juni mit ihrem überraschenden Rücktritt als Bildungsministerin. Ihr Rückzug aus der Regierung Marcos ist ein politischer Schachzug, um die Bühne für einen potentiellen Machtkampf zwischen den Dutertes und Marcoses für die kommenden Zwischenwahlen zu bereiten.

Sarah Duterte und Imee Marcos als Kandidatinnen 2028?

2025 werden das Abgeordnetenhaus, die Provinzgouverneure, Stadt- und Gemeindebürgermeister sowie Kommunalvertretungen gewählt und damit die Weichen für die wichtigere Präsidentenwahl 2028 gestellt.

Da die Verfassung Präsidenten und Vizepräsidenten keine zweite Amtszeit erlaubt, könnten 2028 nach Ansicht vieler Beobachter zwei Frauen das Bewerberfeld anführen: Sara Duterte und Imee Marcos, deren Krone zur SONA ihres Bruders durchaus als Symbol des Machtanspruchs gedeutet werden kann.

Marcos’ diesjährige Ansprache dominierten innenpolitische Themen wie Bildung, Digitalisierung, Klima, Kampf gegen die ausufernde Kriminalität und angesichts des schwelenden Territorialkonflikts mit China im Südchinesischen Meer die Stärkung von Armee und Küstenwache.

Marcos geht gegen Glücksspiel vor

Mit stehendem Applaus und Jubelrufen wurde die Ankündigung von Marcos gefeiert, das Geschäft der „Philippinischen Offshore-Glücksspielbetreiber“ (POGOs) bis zum Jahresende einzustellen. Zugleich wies er das Arbeitsministerium an, neue Arbeitsplätze für die philippinischen Mitarbeiter der POGOs zu finden.

Die seit Präsident Duterte boomenden POGOs werden auf den Philippinen weithin als Ausdruck der kriminellen Unterwelt wie als Symbol für staatlich geförderte chinesische Investitionen gesehen.

Über die Dutertes verlor Marcos Jr. jetzt kein Wort.

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