Spannungen in Asien: Erster Militärpakt Manila-Tokio

Japan und die Philippinen sind ehemalige Gegner. Vor dem Hintergrund ihrer Streitigkeiten mit China vereinbaren sie eine militärische Zusammenarbeit.

(von links nach rechts) Minoru Kihara, Yoko Kamikawa, Enrique Manalo, Gilberto Teodoro Jr.

Verteidigunsgminister Kihara, Außenministerin Kamikawa aus Japan mit den philippinischen Kollegen Manalo und Teodoro Jr Foto: Aaron Favila/ap

BERLIN taz | Die Philippinen und Japan haben am Montag ein Militärabkommen unterzeichnet, das die Entsendung von Truppen in das jeweils andere Land für Manöver- und Ausbildungszwecke ermöglicht. Das „Gegenseitige Zugangsabkommen“ (RAA) wurde in Manila in Anwesenheit von Präsident Ferdinan Marcos Jr. vom dortigen Verteidigungsminister Gilberto Teodoro und Japans Außenministerin Yoko Kamikawa unterzeichnet.

Teodoro sprach von einem „weiteren Meilenstein bei unseren gemeinsamen Bemühungen für die Sicherung einer regelbasierten internationalen Ordnung“. Die Parlamente beider Länder müssen den Vertrag, über den seit November verhandelt worden war, noch ratifizieren.

Es ist Japans allererster Militärvertrag mit einem asiatischen Land überhaupt. Tokio schloss ähnliche Verträge bisher nur mit den USA (1960), Australien (2022) und Großbritannien (2023).

Japan hatte im 2. Weltkrieg die meisten Länder der Region militärisch erobert und in den Philippinen ein brutales Besatzungsregime errichtet. Die Hauptstadt Manila wurde im Krieg stark zerstört.

Dreiergipfel USA-Japan-Philippinen im April 2024

Die Philippinen sind eng mit ihrer Ex-Kolonialmacht USA verbündet. Im April fand in Washington der erste Dreiergipfel statt, an dem die Präsidenten der USA und der Philippinen sowie Japans Ministerpräsident teilnahmen.

Hintergrund der verstärkten Kooperation ist Chinas Auftrumpfen im Indopazifik. Die Philippinen und Japan haben im Süd- und Ostchinesischen Meer Inselkonflikte mit Peking. China beansprucht rund 90 Prozent des Südchinesischen Meeres bis vor die philippinische Küste und weigert sich, ein Urteil des Ständigen Schiedshofes in Den Haag von 2016 anzuerkennen, der Manila recht gab. Zuletzt war es im Juni zu bedrohlichen Zusammenstößen zwischen den Küstenwachen beider Länder gekommen.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat Peking immer mehr Inseln und Riffe in dem umstritenen Seegebiet unter seine Kontrolle gebracht und versucht, philippinischen Booten den Zugang zu versperren. Mit Tokio streitet Peking um die Senkaku-Inseln (chinesisch: Diaoyutai) nordöstlich von Taiwan. Diese werden von Japan kontrolliert, waren aber vor dem 2. Weltkrieg chinesisch.

Die Strategie der militärisch schwachen Philippinen ist, möglichst viele Bündnisse zu schließen. Für die USA ist der südostasiatische Archipelstaat auch im Falle eines militärischen Konflikts mit China um Taiwan sehr wichtig.

Tokio sieht sich von Peking und Pjöngjang bedroht

Japan hat in den letzten Jahren zunehmend aufgerüstet und seine nach 1945 von den USA auferlegte pazifistische Verfassung, die die Militärausgaben und den den Radius des Militärs begrenzte, mehr und mehr aufgeweicht, weil es sich von China und Nordkorea zunehmend bedroht fühlt.

Manila und Tokio hatten bisher nur wirtschaftlich enge Beziehungen. Chinas Außenamtssprecher Lin Jian erklärte in Peking, die Region brauche weder Militärblöcke noch einen neuen Kalten Krieg: „Japan solle ernsthaft über seine Geschichte der Aggression nachdenken und im Militärbereich in Worten und Taten vorsichtig sein.“

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