kinotipp der woche
: Von Neuem träumen

Die „Shorts Attack“-Reihe macht Halt in Berlin. Es gibt Run-Ins mit der iranischen Sittenpolizei, schlafende Hunde und progressive Omas

Die sogenannte Sittenpolizei im Iran hat bekanntlich einen ziemlichen Fimmel mit Haaren. Wer diese als Frau in der Öffentlichkeit zeigt, kann ziemlich große Probleme bekommen. Lustig ist das wirklich nicht, was die iranische Regisseurin Alireza Kazemipour aber nicht davon abgehalten hat, trotzdem einen lustigen Kurzfilm über den staatlichen Umgang mit Haaren im Iran zu drehen. Die Regeln der Sittenpolizei sind eh schon absurd, in Kazemipours „Split Ends“, über eine Frau mit kurz rasierten Haaren und einen Mann, der das Haar lang trägt, erscheinen sie aber noch ein Stückchen grotesker als sowieso schon. Das finden auch die Hauptfiguren. Sie lassen sich nicht einschüchtern, sondern fordern den Staat heraus, auch wenn sie wissen, dass das im Iran tödlich enden kann.

Kurzfilmreihe Shorts Attack!, Ausgabe Mit Herz und Hirn“: 19. 6. Acud Kino + 23. 6. Xenon

„Split Ends“ ist einer von 10 Filmen der Shorts-Attack-Ausgabe „Mit Herz und Hirn“. Da ist etwa „Dream on Leon“ von Roger Gariépy (Kanada) über die Traumwelt eines Hundes: Speck, Würste und einen Fressnapf voller Knochen. Selbst wenn Leon von der Hausbibliothek träumt, sind alle Bücher „Bacon“ betitelt. „Sharing“ von Natalia Sara Skorupa könnte auch gerne länger gehen. Die polnische Filmemacherin fragt in ihrer Familie herum, wie man es so mit queeren Menschen hält, und bekommt sehr viele nur schlecht verpackte Ressentiments zu hören. Allein von der Oma kommen vernünftige Dinge. Man möchte nun unbedingt mehr wissen über diese Familie und die progressiv denkende Oma, aber da sind die 14 Minuten leider schon rum. Andreas Hartmann

Szene aus „Split Ends“ (R: Alireza Kazemipour, Iran 2021) Foto: interfilm Berlin