Neue Musik aus Berlin: Kreiseln im Dunkeln

Auf seinem Album „Nattdett“ zelebriert Andrea Taeggi die Vorzüge der elektronischen Musik. Eine Platte, die Hall, Echo und Dynamik verschmelzen lässt.

Der Musiker Andrea Taeggi steht an einem großen Mischhpult und dreht an einem Knopf. Er trägt eine Baseballmütze und einen schwarzen Pullover.

Gelernter Pianist: Andrea Taeggi Foto: Promo

Mit der elektronischen Musik hat es ja das Gute an sich, dass sie neue Zugänge ermöglicht. Man muss kein Instrument mehr beherrschen, um Musik zu machen. Was gelernte Musiker mitunter als persönliche Beleidigung aufgefasst haben. Da sitzt jemand an einem Laptop, drückt ein bisschen herum, und am Ende kommt etwas heraus, dass dann meinetwegen Clubtrack genannt wird und zu dem Leute tanzen. Ganz ohne Notenlernen oder Fingerübungen.

Es gibt aber auch längst die Entwicklung, dass sich Musiker mit akademischer Ausbildung auf diesem Gebiet hervortun, das aus einer konservativ bürgerlichen Sicht gern als „Bumm-Bumm“ abgetan wird. Der in Berlin lebende Andrea Taeggi etwa studierte am Amsterdamer Konservatorium Klavier und elek­tronische Musik und sammelte Erfahrungen mit Free Jazz, bevor er sich unter eigenem Namen oder als 5HT2 auf zyklische Grooves zu konzentrieren begann.

Sein aktuelles Album „Nattdett“ scheint aus wenig anderem als einem Beat zu bestehen, der wiederkehrend seine Patterns abspielt, ohne jedoch dabei stillzustehen. Akzente verschieben sich permanent, mit Hall, Echo und anderen Effektmanipulationen erzeugt Taeggi mit sehr wenigen Elementen eine sehr lebendige Dynamik.

Andrea Taeggi: „Nattdett“ (Hands in the Dark)

Die Sounds sind eher bohrend und brütend als munter strahlend gehalten, haben etwas in sich Gekehrtes, das durch seinen Rhythmus gleichwohl mitteilsam wirkt. Auch für den Körper, der sich dazu ohne Mühe bewegen kann, womöglich sogar will.

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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