kinotipp der woche
: Feinster Schund

Das Hackesche Höfe Kino zeigt Filme der Queer-Cinema-Legende John Waters, darunter die Tanz-TV-Komödie „Hairspray“

Eines der großen Verdienste von John Waters ist, dass es dank ihm auch so etwas wie einen guten schlechten Geschmack gibt. Haarsträubende Plots, Teenie-Schmonzetten und Kitsch muss man selbst als Cineast nicht zwangsläufig verachten. Dass er es dabei geschafft hat, vom Underground-Filmemacher hin zu einer einflussreichen Ikone aufzusteigen, die selbst in einer Folge der „Simpsons“ einen Auftritt hat, ist eine fast unglaubliche Geschichte. Seine am Ende jedes Jahres herausgegebene Liste mit seinen liebsten Filmen, die er in den letzten 365 Tagen gesehen hat, ist Kult. Und seine Filme, Meisterwerke des transgressiven Gay-Kinos, ein bleibendes Vermächtnis.

Das Hackesche Höfe Kino zeigt derzeit eine kleine Retrospektive. Die wildesten Streifen aus den 70ern wie „Pink Flamingos“ und „Female Trouble“ liefen bereits. Nun läuft das Spätwerk, das als vergleichsweise kommerziell gilt. Mag sein, aber im Vergleich zu „Pink Flamingos“, in dem die Diva Divine in einer berühmt-berüchtigten Szene nicht nur so tut, als würde sie Hundescheiße essen, sondern wirklich Hundekot verspeist, ist so ziemlich jeder Film kommerziell.

Gaily incorrect. The outrageous cinema of John Waters. Bis 14. Juni im Rahmen der 35-mm-Kino­specials im Hackesche Höfe Kino

Divine, die Dragqueen und große Muse von Waters, ist auch in „Hairspray“ (1988) zu bewundern, ihrem letzten Film vor ihrem Tod. Allein das Casting ist völlig irre. Neben Divine treten der Sixties-Popstar Sonny Bono, die Fifties-R&B-Queen Ruth Brown und die Achtziger-New-Wave-Legende Debbie Harry auf. All die gezeigten Filme sind Schund, aber das in seiner großartigsten Form.

Läuft am 24. 5. (engl. OV mit dt. UT): John Waters „Hairspray“ von 1988 Foto: Hackesche Höfe Kino

Andreas Hartmann