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Bei mutmaßlicher RAF-Terroristin KletteKohle hinterm Schrank gefunden

Neue Details aus den Ermittlungen: Die 65-Jährige hortete mehr Geld als bisher bekannt. Ihr Komplize Garweg tarnte sich als „Ulli aus Zittau“.

Ein Polizeiwagen Anfang März vor Daniela Klettes Wohnhaus in Berlin-Kreuzberg Foto: dpa

Berlin afp | Die mutmaßliche frühere RAF-Terroristin Daniela Klette hat einem Medienbericht zufolge offenbar mehr Bargeld als bisher bekannt gehortet. Ermittler hätten bei der Durchsuchung ihrer Wohnung mehr als 140.000 Euro gefunden, berichtete die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Sicherheitskreise. Das Geld war den demnach in einer doppelten Schrankwand versteckt. In Medienberichten war bisher von rund 40.000 Euro Bargeld und 1,2 Kilogramm Gold die Rede.

Klette war Ende Februar in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden, nachdem sie mehr als 30 Jahre lang untergetaucht war. Mit dem Fall vertraute Quellen bestätigten der „Welt am Sonntag“ dem Bericht zufolge, dass die Ermittler ihr durch einen Hinweis auf ein Capoeira-Festival in Berlin auf die Spur kamen. Klette und einer ihrer mutmaßlichen Komplizen, der weiterhin flüchtige Burkhard Garweg, nahmen den Angaben zufolge in der Vergangenheit mehrfach daran teil.

Ermittlungen bei dem Veranstalter des Festivals hätten ergeben, dass Garweg und Klette in der Capoeira-Szene als „Ulli aus Zittau“ und „Daniela Schmidt“ bekannt gewesen seien. Weitere Hinweise hätten die Ermittler schließlich zu dem Mehrfamilienhaus in Kreuzberg geführt.

Nach Klettes Festnahme waren die Ermittler der Zeitung zufolge auch ihrem mutmaßlichen Komplizen Garweg offenbar dichter auf den Fersen als bisher bekannt. Auf die Spur des Bauwagenplatzes in Berlin-Friedrichshain, wo die Beamten Garweg vermuteten, seien sie durch die Auswertung von in Klettes Wohnung gefundenen Handys gekommen.

Ein weiterer Einsatz führte die Ermittler demnach nach Hessen. Dort hätten sie das Fahrzeug einer Autovermietung beschlagnahmt. Nach Angaben der „Welt am Sonntag“ war der Wagen von einer Spanierin in Berlin angemietet worden und befand sich auf dem Weg nach Madrid. Spuren ließen vermuten, dass Garweg in dem Fahrzeug gesessen haben könnte, berichtet die Zeitung. Bei einer Durchsuchung trafen die Beamten Garweg jedoch nicht an.

Neben Garweg wird auch nach dem weiteren mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub gefahndet. Dieser gehört ebenfalls zur früheren Kommandoebene der RAF und soll mit Klette gemeinsam Raubüberfälle begangen haben.

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11 Kommentare

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  • Ok, keiner kommt im Leben aus Zittau und kann den Alias überprüfen, das war klug.



    Aber die ganze Zeit ausgerechnet diesen Dialekt imitieren müssen, da hätte er sich doch besser dem verhassten Staat gestellt!

    • @Janix:

      🤣👍

  • " ... Mit dem Fall vertraute Quellen bestätigten der „Welt am Sonntag“ dem Bericht zufolge, dass die Ermittler ihr durch einen Hinweis auf ein Capoeira-Festival in Berlin auf die Spur kamen. ..."



    Kam dieser Hinweis nicht von ein paar Podcastern des ÖR?



    Die Springer-Presse bastelt sich wirklich alles passend, die weder zitier- noch satisfaktionsfähig, wenn sie es noch nicht mal verknusen können, dass eher links einzuordnende Menschen erfolgreich nach linken (Ex-)Terroristen gesucht haben.

  • Als ob es derzeit keine anderen Probleme für die BRD-Regierung gäbe als nach RAF- Rentnern zu fanden, die als Teroristen keinerlei Gefahr mehr für den Staat



    darstellen. Z.B. wären da zig untergetauchte noch aktiveRechtsextremisten, die durch eine mögliche Unterstützung durch das AFD- Klientel eine weitaus größere Gefahr für den Rechtsstaat darstellen.



    Da fragt sich der mündige Bürger doch: warum tut der Staat das gerade jetzt? Weil er auf dem rechten Auge blind ist und/oder weil er der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit in unsicheren Zeiten geben will?

    • @Rinaldo:

      Vielleicht, weil es zu den spezifischen Aufgaben der Stafverfolgungsbehörden gehört, flüchtige mutmaßliche Straftäter zu verfolgen...? Zumindest solange, wie die Straftaten nicht der Verjährung unterfallen.



      Und das Scheinargument der Blindheit auf dem rechten Auge (nur im vorliegenden Fall!) wird doch schon dadurch widerlegt, dass die Polizei 30 (!) Jahre benörigte, um zu einem Erfolg zu kommen.

    • @Rinaldo:

      "warum … gerade jetzt?" - weil es jetzt einen Hinweis gab? Tut ja niemand so als sei das ein Erfolg jüngst intensivierter Fahndung gewesen. Auch die verstaubteste Akte wird man mal vorkramen, wenn ein Bürger einen Tipp gibt …

      Und nicht die Regierung betreibt hier Gefahrenabwehr, sondern die Justiz Strafverfolgung.

    • @Rinaldo:

      Ganz ehrlich: Schwache Argumentation. Würde ja bedeuten, dass jeder Schwerverbrecher, der nichts mehr gemacht hat, einfach laufen gelassen wird. Da hätte ich echt Bauchschmerzen.

      Und wenn Sie offene Haftbefehle für Rechtsterroristen mit Versuchten Mord und Schweren Raubüberfall kennen, wäre ich sehr interessiert. Egal welcher Couleur, hätte ich diese gern vollstreckt gesehen…

    • @Rinaldo:

      Wer privat Panzerfaust und Granaten hortet ist eine Gefahr für Bevölkerung und Staat. Es sei zudem erwähnt, dass zwischen Tat und Festnahme über 30 Jahre vergingen. Von großem Fahndungsdruck kann da keine Rede sein. Und bei den Rechtsextremisten, die ähnliche Waffen horten, ist doch sehr zu hoffen, dass bis zur Festnahme nicht so viel Zeit ins Land geht.

    • @Rinaldo:

      Na ich würd sagen, der "mündige Bürger" würde sich vermutlich eher fragen, wozu "harmlose Rentner" ein Sturmgewehr, ne Bazooka und 140.000 Euro aus Raubüberfällen im Schrank haben.



      Er würde sich wahrscheinlich auch fragen, warum der politische Background eine Rolle spielen sollte, wenn Delikte wie die Beteiligung an Bombenanschlägen, Raubüberfällen und Mordversuch im Raum stehen.



      Und die Frage nach dem "warum jetzt?", kann der mündige Bürger direkt in etlichen Artikeln des Bellincat Journalisten nachlesen, der sie enttarnt hat.

    • @Rinaldo:

      Also ich als mündiger Bürger bin froh, dass der Staat hier keine Unterscheidung macht und Verbrechen verfolgt. Egal aus welchen politischen Gründen diese Verbrechen stattgefunden haben

    • @Rinaldo:

      Allein das halbe dutzend bewaffneter schwerer Raubüberfälle mit Schüssen auf das Wachpersonal und Bedrohung mit einer einsatzfähigen Panzerfaust ist eine völlig ausreichende Rechtfertigung für die Fahndungsanstrengungen.