Meduza-Auswahl 14. – 21. März: Wie war das nochmal mit Prigoschin?
Das Exilmedium Meduza veröffentlicht ein Buch über die Söldnergruppe Wagner und fragt: Welche Verbindungen hatte sie zu den Protesten in der Ukraine 2014?
Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Woche vom 14. bis zum 20. März 2024 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Meduza veröffentlicht Buch über Wagner-Söldner
Im April veröffentlicht Meduza das Buch „Unser Geschäft ist der Tod“ (russischer Text). Im Buch wird die Geschichte der Privatarmee Wagner erzählt.
Es ist eine umfassende Analyse und Chronologie der Söldnerorganisation Wagner und ihres ehemaligen Kopfes Jewgenij Prigoschin. Untersucht wird etwa, welche Verbindung die Söldner zu den sogenannten Helden des „russischen Frühlings“ – den Protesten im Südosten der Ukraine im Jahr 2014 – hatten. Die Nazi-Verbindungen der Wagneristen werden ebenfalls thematisiert. Außerdem wird Prigoschin porträtiert: Wie er zum Geschäftsmann und Vertrauten Putins aufstieg, welche Verbindung er zu Syriens Präsident Baschar al-Assad und dem Erdöl Syriens hatte und welches Ende er schließlich fand.
Indoktrinierung und Überwachung ukrainischer Kinder
Seit Februar 2022 häufen sich die Belege, dass der Kreml gezielt tausende ukrainische Kinder zwangsdeportiert hat – ein Kriegsverbrechen. Die Kinder wurden nach Russland verschleppt und in Gastfamilien verteilt. Meduza-Sonderkorrespondentin Lilia Japparowa hat tausende Dokumente studiert, die beweisen, wie die russischen Behörden versuchen, diese Kinder zu indoktrinieren und digital zu überwachen (englischer Text).
„Sie könnten anfangen, Widerstand zu leisten. Sie sind potenzielle Terroristen“, so eine Quelle aus dem russischen Bildungsministerium gegenüber Meduza. In vorliegenden Dokumenten wird vor „bewaffneten Angriffen“ (auch mit Molotowcocktails), „Geiselnahme“, „Zündung von Sprengkörpern“, „Brandstiftung“ und Drohnenangriffen gewarnt. Vom Kreml heißt es jedoch weiterhin offiziell: „Die ukrainischen Kinder sind so wunderbar“ – von Überwachung und Gefahr keine Spur.
Bereitet sich Europa auf eine russische Invasion vor?
Über zwei Jahre nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs geht die US-Militärhilfe für Kyjiw langsam zu Ende – und am 5. November wird ein neuer US-Präsident gewählt. Ex-Präsident Donald Trump könnte erneut ins Weiße Haus einziehen – und Trump hat bereits damit gedroht, den Nato-Verpflichtungen nicht nachkommen zu wollen. Europäische Offizielle und Militäranalysten schlagen Alarm: Was, wenn Moskau unter diesen Umständen einen größeren Krieg vorbereitet?
Im Podcast „The Naked Pravda“ sprach Meduza darüber mit dem baltischen Verteidigungsexperten Lukas Milevski, dem Politikwissenschaftler Henrik Larsen und Generalleutnant a.D. Ben Hodges, dem ehemaligen Kommandeur der US-Armee in Europa (englischer Text).
Ein Blick in die LGBTQ+-Community in Aserbaidschan
In Aserbaidschan gibt es offiziell keine Beschränkungen gegen die LGBTQ+-Bewegung wie in Russland. Dort ist seit 2023 die sogenannte „internationale LGBT-Bewegung“ – die so gar nicht existiert – verboten. Aserbaidschan schneidet aber, wenn es um die Rechte von Homosexuellen geht, dennoch sehr schlecht ab. In diesem Meduza-Beitrag (englischer Text) veröffentlicht der Fotograf Tim Korostaschewski einige Bilder seines letzten Projekts, in dem er Porträts von LGBTQ+-Menschen schoss.
Von der Stärke der LGBTQ+-Aktivist*innen in Aserbaidschan war er überrascht – vor allem im Kontrast zu dem eigentlich so restriktiven Staat. Die Journalistin Arzu Geybulla begleitet die Protagonisten journalistisch: Da ist etwa Ali, die 18 Jahre alt ist und die Pronomen „sie“ und „er“ verwendet. Seit 2022 ist Ali als LGBTQ+-Aktivistin aktiv. Mit 16 verließ Ali das Elternhaus, weil sie/er sich nicht an deren konservativen Regeln halten wollte. „Der Auszug aus meinem Elternhaus brachte mich auch näher an die [LGBTQ+] Gemeinschaft. Dieser Lebensstil gibt mir ein gutes Gefühl, weil wir uns alle umeinander kümmern und lernen zu überleben“, so Ali gegenüber Meduza.
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