piwik no script img

Scifi-Serie „Das Signal“ bei NetflixDie Mutige unter deutschen Serien

Der deutschen Film- und Serienbranche geht es nicht gut. Der deutschen Science-Fiction-Produktion „Das Signal“ merkt man das aber noch nicht an.

Sven (Florian David Fitz) mit Tochter Charlie (Yuna Bennett) in der Serie „Das Signal“ Foto: Netflix

Einige Jahre lang hatte der Serien- und Streaming-Boom die deutsche Filmbranche fest im Griff: Jeder Anbieter – öffentlich-rechtliche Mediatheken eingeschlossen – wollte mithalten im Rennen um das üppigste und auffälligste Angebot, es wurde gedreht ohne Ende. Doch wie fast alle zu schnell aufgeblähten Blasen ist auch diese geplatzt.

Filmschaffende leiden dieser Tage darunter, dass so wenig gedreht wird wie seit Jahren nicht, nicht wenige angekündigte Projekte werden wieder abgeblasen. Bei Sky verzichtet man, trotz Erfolgsgeschichten wie „Babylon Berlin“, „Der Pass“ oder „Das Boot“ mittlerweile ganz auf deutsche Eigenproduktionen, bei Paramount+ wird sogar bereits Abgedrehtes (etwa die auf der Berlinale gezeigte Reihe „Zeit Verbrechen“ oder die Serie „Turmschatten) gar nicht erst veröffentlicht.

Diese besorgniserregende Entwicklung sieht man der Netflix-Miniserie „Das Signal“ noch nicht an. Wie viele andere Serien, die dieser Tage an den Start gehen, wurde die Miniserie lange vor Einsetzen der Krise fertig. Und so kommt es, dass noch immer eine ganze Reihe von Produktionen Premiere feiern, die mit viel Aufwand entstanden sind und von einer florierenden Branche künden.

Hinter dem schlichten Titel verbirgt sich ein von Nadine Gottmann und Sebastian Hilger erdachter Vierteiler, der hohe Ziele hat. Und das nicht nur, weil ein Teil der Handlung buchstäblich im Weltall spielt. Denn Wissenschaftlerin Paula (Peri Baumeister) hat es, auch mit Unterstützung einer Nobelpreisträgerin, geschafft, für eine monatelange Mission auf die ISS geschickt zu werden.

Spagat zwischen Familiendrama und Scifi-Thriller

Während sich zu Hause ihr Mann, der Geschichtslehrer Sven (Florian David Fitz), und Tochter Charlie (Yuna Bennett) gerade auf ihre Rückkehr vorbereiten, kommt es beim Eintritt von Paula und ihrem Partner in die Erdatmosphäre zu Schwierigkeiten. Und nach der Landung in der Atacama-Wüste verschwindet plötzlich das Flugzeug, das die beiden nach Deutschland bringen soll, mitsamt aller Passagier*innen.

Während Sven um seine Frau trauert und Charlie die Hoffnung nicht aufgeben möchte, dass ihre Mutter noch lebt, will auch der Rest der Welt – und nicht zuletzt das Bundeskriminalamt – herausfinden, was da eigentlich passiert ist. Und was für eine Entdeckung Paula in den Tiefen des Weltraums gemacht hat, die womöglich die Antwort auf einige Fragen liefern, aber auch eine große Gefahr bergen könnte.

Auf den Spuren von „Contact“ und „Interstellar“, aber auch B-Ware wie „The Astronaut’s Wife“ versucht „Das Signal“ den Spagat zwischen Familiendrama und Science Fiction-Thriller. Womöglich hätte man an beiden Enden des Spektrums in Sachen Spannung ein bisschen mehr herausholen können. Doch insgesamt lässt sich erfreulicherweise feststellen, dass diese erwartungsgemäß auf verschiedenen, ineinander geschobenen Zeitebenen erzählte Serie zumindest in Sachen Unterhaltungswert und Spaß den internationalen Vergleich kaum scheuen muss.

Spiel mit Genre-Elementen

Fitz ist in der Vaterrolle ausgesprochen einnehmend, dazu sind die Nebenrollen u.a. mit Meret Becker, Katharina Schüttler, Uwe Preuss und Nilam Farooq hochkarätig besetzt. Hier und hakelt es an Überlängen, sei es bei einer fürchterlich klischeehaften US-Astronauten-Figur oder Dialog-Plattitüden wie dem abgewandelten Oscar Wilde-Zitat „Am Ende wird alles gut, sonst ist es nicht das Ende“. Dafür sind die Kameraarbeit von Jan Prahl und Eva-Maria Stieblers Produktionsdesign nicht nur für deutsche Verhältnisse fantastisch.

Nicht nur was die sichtbar hohen Produktionsstandards angeht, ist „Das Signal“ ein Paradebeispiel für den nun zu einem Ende kommenden Serien-Hype in der hiesigen Branche, sondern auch was das Spiel mit Genre-Elementen angeht.

Es ist nicht lange her, da trauten sich Sender-Verantwortliche und Pro­du­zen­t*in­nen an kaum etwas heran, das irgendwie mit Science Fiction, Mystery und Horror zu tun hatte. Heute reiht sich „Das Signal“ ein zwischen „Oderbruch“, „Liebes Kind“ oder „Helgoland 513“. Bleibt zu hoffen, dass es mit diesem neuen erzählerischen Mut nicht schon wieder vorbei ist.

Das Signal, vier Folgen, seit 7.3 auf Netflix

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!