„Kung Fu Panda 4“ im Kino: Po will so bleiben, wie er ist

Der wohl beliebteste Kampfbär soll erwachsen werden. Im Animationsfilm „Kung Fu Panda 4“ weiß er sich auch diesmal erfolgreich zu wehren.

Zhen wird von Po der Bär freundlich, aber mit Abstand beäugt

Am Anfang sind sie noch auf Abstand: Po der Bär und seine Sparringspartnerin Zhen Foto: DreamWorks Animation

Im lauter werdenden Klagelied über das Kino-Einerlei der ewigen Sequels, Prequels, Reboots und Spin-offs geht eines oft unter: die Schadenfreude, die man darüber empfinden kann, dass auch die besten Ideen von einst irgendwann altern.

So ganz taufrisch wirkte „Kung Fu Panda“ zwar noch nicht einmal in seinem Ursprungsjahr 2008. Jedoch galt der Mix von Themen und Konstellationen, die aus „Star Wars“, Martial-Arts-Genrefilmen und den üblichen Tier-Vermenschlichungsmomenten ausgeliehen wurden, als originell genug zusammengestellt. Man mochte den Slapstick der animierten Kampfszenen und das erfindungsreiche „Worldbuilding“ eines fernen Fantasie-Chinas.

Die Vorstellung eines dicklichen, Klöße liebenden Pandabärchens, das hinter der Theke des Nudelsuppenladens seines Gänserich-Adoptivvaters vom großen Auftritt als Kung-Fu-Fighter träumt, rief seinerzeit auch noch keine Diskussionen über kulturelle Aneignung oder zu geringe asiatische Repräsentation unter den Synchronstimmen hervor. Ach, süßer Vogel Jugend! Der Film war sogar in China ein Meilensteinerfolg – mit einem Kassenergebnis von über 100 Millionen Yuan das erste Animationswerk, das diese Marge erreichte.

In der Tat funktionierte der drollige Martial-Arts-Bär so gut, dass in „Kung Fu Panda 2“ (2011) und „Kung Fu Panda 3“ (2016) das Rezept nur variiert wurde. Po der Bär – den Verantwortlichen für die deutsche Synchronisation sei Respekt dafür gezollt, dass sie den hierzulande viel Kinderkichern induzierenden Namen beibehielten – muss sich immer wieder als unwahrscheinlicher Held bewähren, indem er die niedrigen Erwartungen, die andere an ihn haben, übertrifft und die eigenen Unsicherheiten überwindet. Und jetzt kommt die große Überraschung: Auch „Kung Fu Panda 4“ weicht davon nicht weit ab!

„Kung Fu Panda 4“. Regie: Mike Mitchell. USA/China 2024, 94 Min. Ab 14. 3. im Kino

Das muss an sich auch nichts Schlechtes sein. Zumal das junge Publikum, das „Kung Fu Panda“ im Auge hat, in den Jahren zwischen den Sequels aus dem Stoff so weit herauswächst, dass direkte Anschlüsse überflüssig scheinen, weil es wichtiger ist, neue Kinder zu begeistern. Der Stoff und seine Hauptfigur dürfen „unreif“ bleiben, was im Grunde genauso angenehm erscheint wie die Tatsache, dass keinerlei Detailwissen über „Kung Fu Panda 1-3“ vonnöten ist, um in „4“ mitzukommen.

Den Status als „Drachenkrieger“ genießen

Die Vorgeschichte erschließt sich aus der Ausgangssituation: Po, in der deutschen Fassung ganz wunderbar von Hape Kerkeling eingesprochen, genießt seinen Status als „Drachenkrieger“ im heimatlichen „Tal des Friedens“. Für keinen Stunt ist er sich zu schade. Gerne lässt er sich feiern und bewundern für all die geschickten moves, die er so draufhat.

Verständlicherweise passt es ihm gar nicht, dass sein alter, ewig nörgelnder Mentor Meister Shifu plötzlich damit ankommt, er solle die Rolle wechseln, selbst zum geistigen Anführer heranwachsen und das Drachenkrieger-Dasein einem jüngeren Exemplar überlassen. Seinen Nachfolger beziehungsweise seine Nachfolgerin soll er sogar selbst aussuchen. Po fühlt sich erstens ungerecht behandelt und zweitens überfordert. Wie alle unsere inneren Kinder in der vergleichbaren Situation!

In diesem Auftakt ist der Film ganz bei sich: Po, das dickliche Außenseiterkind, dem die Wandlung zum populären Idol gelungen ist, will am Erreichten festhalten. Mit seinen trotzig-hintertriebenen Manövern, um den guten Rat von Meister Shifu zu unterlaufen, erscheint er als die perfekte Inkarnation bestens nachvollziehbarer widersprüchlicher Gefühle. Dann aber tritt mit der ominösen Gestalt des „Chamäleons“ die übliche Außengefahr in Erscheinung, die dem Plot auf die Action-Sprünge helfen soll, und mit der Füchsin Zhen ein herausfordernder Sparringpartner, um Po als Figur ein bisschen weiter zu entwickeln.

Ein weiblich gelesener Bösewicht

Wie man den Laden der Buddy-Movies kennt, mögen sich Po und Zhen erst nicht besonders, wachsen aber über ihren Trip in die Großstadt zusammen, wo das Chamäleon, zur Abwechslung ein weiblich gelesener zentraler Bösewicht, konfrontiert werden muss. Schön, dass ihre Beziehung mehrere Wendungen nimmt, auch wenn keine davon originell erscheint.

Die zahlreichen Kampfszenen, in denen alles Mögliche passiert, nur nichts von großer Konsequenz, wollen offensichtlich kompensieren, woran es dem Film fehlt: an witzigen und bewegenden Momenten zwischen seinen doch eigentlich recht einfallsreichen Figuren.

Aber solche Einwände sind Kritikergenörgel. Weder zu lang noch zu pompös, macht „Kung Fu Panda 4“ erneut so weit alles richtig, dass dem Kassenerfolg nichts im Wege steht, zumal in einem Kinomarkt, der dem Kinderpublikum derzeit nur wenig Filme zu bieten hat. „Skaduhsch!“ – lautet das Zauberwort, mit dem Po seinen besten Karate-Tricks das Tüpfelchen auf dem i verleiht. Davon sollte es aber unbedingt mehr geben bei den bereits angekündigten weiteren zwei Fortsetzungen.

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