Malediven verprellen Indien: Chinas Militär taucht in Malé auf
Die neue Regierung in Malé schließt ein Militärabkommen mit Peking und weist Indiens Soldaten aus. Delhi baut seine Marine auf den Lakshadweep-Inseln aus.
China nutzt die Stimmungsmache gegen Delhi aus dem Muizzu-Lager, um seine eigene Präsenz in Südasien auszubauen. Chinas Außenamtssprecherin Mao Ning sagte laut dem Parteiblatt Global Times, Peking sei „bestrebt, eine umfassende strategische Kooperationspartnerschaft mit den Malediven aufzubauen“.
Traditionell war Indien wegen seiner kulturellen und geografischen Nähe Malés Partner. Da die Malediven nicht weit vom indischen Festland entfernt sind, stellt die Partnerschaft mit China für Delhi ein Sicherheitsrisiko dar. Auch an Indiens nördlicher Grenze zu Tibet gibt es Spannungen zwischen den beiden großen asiatischen Atommächten.
Die Absprachen des Malediven-Pakts, die eine „Bereitstellung kostenloser Militärhilfe durch China“ für die Malediven umfassen, um „stärkere bilaterale Beziehungen zu fördern“, dürften bei Muizzus China-Besuch im Januar getroffen worden sein.
China ist der größte Gläubiger der Malediven
Der 45-Jährige ist wie schon sein Mentor, Ex-Präsident Abdulla Yameen, gut in Ostasien vernetzt. In Yameens Regierungszeit war die Verbindung mit der Volksrepublik vertieft worden. Inzwischen ist der Inselstaat in China verschuldet, das heute sein größter externer Gläubiger ist. Laut Internationalem Währungsfonds hat Malé dort umgerechnet 1,3 Milliarden US-Dollar Schulden.
Erst kürzlich machte das chinesische Forschungsschiff „Xiang Yang Hong 03“ Schlagzeilen, als es die Malediven anlief und dabei kurzzeitig vom Radar verschwand. Offiziell hieß es, das Schiff lege nur zum Crewwechsel und Vorrätebunkern an. Dies hatte Sri Lanka zuvor verweigert.
Die oppositionelle maledivische Ex-Verteidigungsministerin Mariya Didi kritisiert Muizzus Außenpolitik: „Die Malediven müssen darüber nachdenken, ob China wirklich die Last schultern kann, die Indien für uns trägt.“ Indien habe die Souveränität des Landes nicht bedroht.
Muizzu hatte hingegen gesagt, die geringe Größe des Archipels sei kein Freibrief für Schikanen. Damit zielte er auf Indien. Dessen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar sagte in einem Interview, dass „große Tyrannen“ keine 4,5 Milliarden Dollar für Nachbarn in Schwierigkeiten bereitstellen würden, wie Indien es in der Coronapandemie getan hat.
Delhi baut Marinestützpunkt auf eigener Inselgruppe aus
Delhi wird wegen der Spannungen mit Malé am Mittwoch einen Marinestützpunkt auf der Insel Minicoy einweihen, der südlichsten der Lakshadweep-Inseln 130 Kilometer von den Malediven entfernt. In Lakshadweep befinden sich dann schon zwei indische Marinebasen.
Damit sollen die Kapazitäten der indischen Marine in der Region gestärkt werden und der Bekämpfung von Piraterie und Drogenhandel dienen und die Anbindung zum Festland stärken, heißt es in einer Erklärung der Marine.
Sowohl Neu-Delhi als auch Peking ringen um Einfluss in der Region. Diesmal hat Indien das Nachsehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Etgar Keret über Boykotte und Literatur
„Wir erleben gerade Dummheit, durch die Bank“
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Telefonat mit Putin
Falsche Nummer
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen