Unmut auf indischer Inselgruppe: Rettet Lakshadweep!

In Indien soll die muslimisch geprägte Inselgruppe Lakshadweep zum Touristenparadies werden. Doch Be­woh­ne­r:in­nen und Öko­lo­g:in­nen warnen.​

Strand von Bangaram Island mit Palmen und Motorboot

In Gefahr: Bangaram Island gehört zur indischen Inselgruppe Lakshadweep Foto: Helge Sobik/imago

MUMBAI taz | „Die schönen Inseln von Lakshadweep sind in Gefahr. Die BJP-Regierung zerstört systematisch die Lebensgrundlage und verdrängt die einheimische Bevölkerung mit niederträchtigen Maßnahmen und Gesetzen im Namen von Entwicklung“, warnt die Organisation „Tribal Army“ auf Twitter.

Die Frustration äußert sich im Netz unter den Hashtags „Wir mit Lakshadweep“ oder „Rettet Lakshadweep“. Zuvor beschwerte sich der Insel-Abgeordnete Mohammed Faizal Padippura von der Nationalist-Kongresspartei im indischen Unterhaus über den „autokratischen Stil“ des von Delhi geschickten neuen Verwalters Praful Khoda Patel.

Der hatte mitten in der zweiten Welle der Coronapandemie die abgeschiedene Inselgruppe im Arabischen Meer, die gerne als „indische“ Malediven beschrieben wird, mit umstrittenen Reformankündigungen überrascht.

Der Hindunationalist Patel stellt seit einem halben Jahr das Inselleben auf den Kopf. Er hat enge Kontakte zu Premierminister Narendra Modi von der hindunationalistischen Regierungspartei BJP, deren Mitglied er auch ist. Patel war zuvor Innenminister im westindischen Gujarat, als Modi dort noch Regierungschef war.

Angst vor Zerstörung der Natur

Doch Indiens Zentralregierung, der die 70.000 In­sel­be­woh­ne­r:in­nen direkt unterstehen, hat sich jetzt mit Patel die lokale Bevölkerung zur Feindin gemacht. Bei der letzten Volkszählung waren dort 97 Prozent Muslim:innen, größtenteils Fischer:innen, die sich zunehmend von Patels Politik bedroht fühlen.

Zu seinen ersten Schritten gehören diese Vorhaben: den Verzehr von Rindfleisch zu verbieten, die Macht der Dorfräte einzuschränken, ein Gesetz gegen „antisoziale Aktivitäten“ in der Region mit niedriger Kriminalitätsrate einzuführen, aber auch Alkohol zu erlauben. Und die Milch auf den Inseln soll künftig nicht mehr lokal produziert werden, sondern von einer Firma aus Gujarat kommen.



Doch noch viel größer ist die Angst vor der Zerstörung der Natur. Nach einem ambitionierten Plan soll die Infrastruktur auf den Inseln massiv ausgebaut werden, um sie für Be­su­che­r:in­nen zugänglich zu machen. Denn Tourismus gibt es auf den von Palmen und weißem Sand gesäumten Koralleninseln bisher nur in kleinem Umfang, um das ökologische Gleichgewicht nicht zu zerstören.

In Patels Entwurf ist die Rede von Straßen, einer Zugstrecke, Kanälen, einem Flughafen, Hotels, Restaurants, Theatern, Museen und Galerien. Damit die Inseln nicht untergehen, soll Land aufgeschüttet werden.

„Weder nachhaltig noch sozial“

Ein Comic seiner Kri­ti­ke­r:in­nen zeigt ihn auf einer Walze in der Safran-Farbe der Hindunationalisten, mit der er „Kultur, Lebensart und friedliches Miteinander“ unter sich zermalmt. In der Hand hält er eine Fahne mit der Aufschrift „Tourismus“, hinter ihm warten Geschäftsmänner in dunklen Anzügen.

Der oppositionelle Abgeordnete Faizal hält diese Pläne für weder nachhaltig noch sozial verträglich. Solidarität bekommen die In­sel­be­woh­ne­r:in­nen vor allem aus dem kulturell verbundenen Bundesstaat Kerala im Süden Indiens. Auch Keralas linker Regierungschef Pinarayi Vijayan kritisierte Politik und Stil des neuen Verwalters: „Solche Handlungen können nicht akzeptiert werden“.

Noch sind es Vorhaben und keine fertigen Pläne. Das Bangen in Lakshadweep geht weiter.

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