Soli-Abend für die Geiseln der Hamas: Wir tanzen wieder

Im Berliner Club „About Blank“ fand am Mittwoch ein Soliabend für die israelischen Geiseln statt, die nachwievor in den Fängen der Hamas sind.

Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm: Teilweise vermummte und bewaffnete Hamas-Kämpfer auf dem Parkplatz neben dem Festivalgelände

Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm Supernova: The Music Festival Massacre Foto: Screenshot: Supernova: The Music Festival Massacre

Am 7. Oktober und in den Tagen danach wurden grausame Videos im Netz hochgeladen: Darauf zu sehen sind junge Leute, die auf dem Supernova Festival in Israel zu elektronischer Musik tanzen. Bis sie Raketen am Himmel bemerken, abgefeuert aus dem nahegelegenen Gaza: Auftakt zum Massaker durch die Hamas und den Islamischen Dschihad, die im Südwesten Israels über 1.100 Menschen töten – 364 Zivilisten sterben alleine um das Festivalgelände.

Die israelischen Filmemacher Yossi Bloch, Noam Pinchas und Duki Dror haben mit ihrem Dokfilm „Supernoval: The Music Festival Massacre“ ein Zeugnis für diesen schwarzen Tag geschaffen. Der Film wurde am Mittwoch bei einem Soli-Abend für die 130 Geiseln, die noch in Gaza sind, im Berliner Club about blank gezeigt – die erste Vorführung in Deutschland.

In der Doku berichten zahlreiche Par­ty­gän­ge­r:in­nen, wie sie die Salven aus Gaza zunächst nicht ernst nehmen. Das ändert sich jedoch schnell, als Schüsse zu hören sind. Menschen, die versuchen, per Auto zu fliehen, werden von den Terroristen erschossen. Jene, die zu Fuß in die Felder flüchten und sich in Büschen verstecken, auch dort gejagt. Obgleich die Produzenten die schlimmsten Bilder aussparen oder unkenntlich machen – die blutrünstige Gewalt ist schwer zu ertragen.

Stille und Schluchzen

Nach der Vorführung: Stille. Unterbrochen nur durch Schluchzen. Dann betreten zwei Überlebende des Massakers eine kleine Bühne, um von ihren Erfahrungen zu berichten. Ophir Amir geht an Krücken – der 40-Jährige wurde am 7. Oktober von einer Kugel in beiden Beinen getroffen, berichtet er.

Überlebt hat er, weil es ihm gelang, sich zwischen Orangenbäumen zu verstecken. Ein Freund, der im Rücken und im Hals getroffen wurde, sei dagegen neben ihm gestorben. „Ich hatte noch Akku auf meinem Handy, also rief ich seine Mutter an, und er hatte Zeit, sich zu verabschieden.“ Die 28-jährige Millet Ben Haim erzählt neben ihm von Helfern – „Engeln“, wie sie sagt –, die sich freiwillig in Gefahr begaben, um Menschen zu retten.

Gemeinsam mit Freunden aus der „Nova-Gemeinschaft“ hat Amir eine Halle in der Küstenstadt Caesarea gemietet und sie zu einem therapeutischen Ort für die Traumatisierten und ihre Angehörigen umgestaltet. Ben Haim sagt, bis sie Musik wieder voll genießen kann, wird es noch eine Weile dauern. Amir dagegen hilft sie beim Heilungsprozess: „Wir sagen diesen Satz und er steht auch auf unserer Instagramseite: 'We will dance again’.“

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