Präsidentschaftswahl in Finnland: Russische Wahlkampfhilfe
Zwei Männer konkurrieren um das finnische Präsidentenamt. Beide zeigen klare Kante gegen Putin – aber fahren innenpolitisch einen anderen Kurs.
In der Stichwahl: Haavisto und Stubb reichen sich am Wahlabend die Hände, im Hintergrund der unterlegene Halla-aho Foto: Vesa Moilanen/Lehtikuva/imago
Als der Kreml Finnland im Zuge dessen Nato-Beitritts 2023 mit schweren Konsequenzen drohte, lautete die Antwort von Staatschef Sauli Niinistö kurz und knapp: „Schaut in den Spiegel. Ihr seid der Grund für das, was passiert.“ Der Mann hatte recht. Die erste Runde der finnischen Präsidentenwahl ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass Russland effektiv Wahlkampfhilfe geleistet hat. Allerdings dürfte das Ergebnis Wladimir Putin eher weniger gefallen.
Mit dem Konservativen Alexander Stubb und dem Grünen Pekka Haavisto gehen jetzt zwei auf diplomatischem Parkett erfahrene Politiker ins Rennen um das höchste Staatsamt. Beide sind fest entschlossen, gegenüber Moskau klare Kante zu zeigen und die Ukraine weiter nach Kräften zu unterstützen. Damit wissen sie sich nicht nur mit den Vertreter*innen aller anderen politischen Kräfte in Übereinstimmung, sondern auch mit weiten Teilen der finnischen Gesellschaft.
Der Wunsch nach einer klaren außenpolitischen Linie kann angesichts Russlands Angriffskrieges gegen die Ukraine niemanden ernsthaft überraschen. Vor allem wird dieser Krieg in Finnland aus nachvollziehbaren Gründen sowie vor dem Hintergrund leidvoller historischer Erfahrungen als reale Bedrohung für die eigene Sicherheit empfunden.
So deckungsgleich die Ansichten der Kontrahenten in vielen Fragen der Außenpolitik auch sein mögen, so unterschiedlich sind die Werte, die sie vertreten, wenn es darum geht, die Gesellschaft zu einen. Dies formulieren beide als ihren Auftrag. Haavisto, der im Falle eines Sieges Finnlands erster offen schwul lebender Staatschef würde, hat in diesem Zusammenhang mehr Toleranz seiner Landsleute gegenüber Minderheiten gefordert. Dieses Thema genießt bei der derzeitigen Regierung, der unter anderem die ultrarechte Finnen-Partei angehört, nicht unbedingt Priorität.
Es steht für die Finn*innen jedoch noch einiges mehr zur Wahl. Ergo: Bis zur zweiten Runde in zwei Wochen könnte es noch einmal spannend werden.
Präsidentschaftswahl in Finnland: Russische Wahlkampfhilfe
Zwei Männer konkurrieren um das finnische Präsidentenamt. Beide zeigen klare Kante gegen Putin – aber fahren innenpolitisch einen anderen Kurs.
In der Stichwahl: Haavisto und Stubb reichen sich am Wahlabend die Hände, im Hintergrund der unterlegene Halla-aho Foto: Vesa Moilanen/Lehtikuva/imago
Als der Kreml Finnland im Zuge dessen Nato-Beitritts 2023 mit schweren Konsequenzen drohte, lautete die Antwort von Staatschef Sauli Niinistö kurz und knapp: „Schaut in den Spiegel. Ihr seid der Grund für das, was passiert.“ Der Mann hatte recht. Die erste Runde der finnischen Präsidentenwahl ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass Russland effektiv Wahlkampfhilfe geleistet hat. Allerdings dürfte das Ergebnis Wladimir Putin eher weniger gefallen.
Mit dem Konservativen Alexander Stubb und dem Grünen Pekka Haavisto gehen jetzt zwei auf diplomatischem Parkett erfahrene Politiker ins Rennen um das höchste Staatsamt. Beide sind fest entschlossen, gegenüber Moskau klare Kante zu zeigen und die Ukraine weiter nach Kräften zu unterstützen. Damit wissen sie sich nicht nur mit den Vertreter*innen aller anderen politischen Kräfte in Übereinstimmung, sondern auch mit weiten Teilen der finnischen Gesellschaft.
Der Wunsch nach einer klaren außenpolitischen Linie kann angesichts Russlands Angriffskrieges gegen die Ukraine niemanden ernsthaft überraschen. Vor allem wird dieser Krieg in Finnland aus nachvollziehbaren Gründen sowie vor dem Hintergrund leidvoller historischer Erfahrungen als reale Bedrohung für die eigene Sicherheit empfunden.
So deckungsgleich die Ansichten der Kontrahenten in vielen Fragen der Außenpolitik auch sein mögen, so unterschiedlich sind die Werte, die sie vertreten, wenn es darum geht, die Gesellschaft zu einen. Dies formulieren beide als ihren Auftrag. Haavisto, der im Falle eines Sieges Finnlands erster offen schwul lebender Staatschef würde, hat in diesem Zusammenhang mehr Toleranz seiner Landsleute gegenüber Minderheiten gefordert. Dieses Thema genießt bei der derzeitigen Regierung, der unter anderem die ultrarechte Finnen-Partei angehört, nicht unbedingt Priorität.
Es steht für die Finn*innen jedoch noch einiges mehr zur Wahl. Ergo: Bis zur zweiten Runde in zwei Wochen könnte es noch einmal spannend werden.
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Nato
Kommentar von
Barbara Oertel
Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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