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Vorzeitige Ende des GDL-StreiksEin bisschen Zuversicht

Kommentar von Wolfgang Mulke

Mit dem vorzeitigen Ende des Bahnstreiks ist die Vernunft zurückgekehrt. Das hätte schon viel früher passieren können.

Die Deutsche Bahn fährt wieder ab Montag, allerdings ohne Dampf Foto: Sebastian Willnow / dpa

E ndlich kehrt bei den Tarifverhandlungen von Bahn und Lokführergewerkschaft GDL Vernunft ein. Der Streik der Lokführer und der anderen, in der GDL organisierten Bahn-Beschäftigten wird am Montag beendet. Danach wird bis Anfang März das getan, was eigentlich die Aufgabe der Tarifparteien ist; es wird verhandelt. Als zweite gute Nachricht können die Kunden darauf bauen, dass es bis Anfang März keine neuen Streiks geben wird. Wenn es beiden Seiten gelingt, sich bis dahin zu einigen, ist das Thema auch endgültig vom Tisch.

Was nun folgt, hätte die GDL auch schon früher haben können. Die Arbeitgeber hatten zu Beginn schon eine Art Schlichtung ins Spiel gebracht. Darauf laufen die nun getroffenen Vereinbarungen auch letztlich heraus. Beide Seiten verhandeln zwar direkt miteinander. Doch wenn es hakt, sollen nun von beiden Parteien berufene Moderatoren nach Lösungen suchen. Bis Anfang März schweigen sich zudem beiden Seiten über den Verlauf aus. Beschimpfungen und Schuldzuweisungen werden die Verhandlungen also nicht weiter belasten.

Für eine Entwarnung ist es dennoch zu früh. Denn inhaltlich hat sich nur an wenigen Stellen etwas bewegt. So ist die Bahn jetzt bereit, über eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zu reden. Das war einer der Knackpunkte der Tarifrunde und diente GDL-Chef Claus Weselsky auch als Begründung für den langen Streik. Wenn ihm in seiner letzten Tarifrunde vor dem Ruhestand hier ein Durchbruch gelingt, wäre es ein großer Abgang.

Über den zweiten Knackpunkt soll auch gesprochen werden. Dabei geht es um die Frage, ob auch im Bereich Infrastruktur Tarifverträge der GDL gelten. Hier sind die Fronten aber so verhärtet wie zuvor. Aber immerhin besteht die Chance, dass den Tarifparteien in den kommenden Wochen Lösungen für die offenen Fragen einfallen. Bisher ist dies stets gelungen. Insofern ist ein wenig Zuversicht, dass auf die Fahrgäste keine neuen Streiks mehr zukommen, erlaubt.

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7 Kommentare

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  • Ein Stichwort tarifeinheitsgesetz Wer hat es beschlossen? Frau nahles

  • Weselsky ist ein schlauer Fuchs. Er macht den ersten Schritt, während die Bahn nur Blabla macht. Gut das es Gewerkschaften gibt.

    • @A.S.:

      Schlau, da scheiden sich die Geister:



      Neulich im "Spiegel"



      Als Quelle



      /



      "Wie man ein Land zerstört



      Ein Kommentar von Alexander Neubacher



      Der Streik der Lokführer ist maßlos. Was wäre, wenn andere Berufsgruppen ebenfalls auf die Idee kämen, sechs Tage am Stück zu streiken?"



      Scheint eine Blaupause zu sein...

    • @A.S.:

      Wo ist Weselsky hier schlau? Das wiederum jetzt verhandelt wird, hat die Bahn schon vor dem ersten Streik angeboten. Er ist einfach ein destruktiver Selbstdarsteller, der außerdem schlecht verhandelt. Wer anderer Meinung ist, sollte die Tarifverträge der verschiedenen Gewerkschaften mal vergleichen. Die GdL hat es zum Beispiel bisher versäumt, sich um die Jobtickets für ihre Mitglieder zu kümmern...

      • @BadensischerWaldschrat:

        Es steht Ihnen doch frei als GDL-Mitglied die Gewerkschaft zu wechseln, wenn Ihnen das Jobticket so wichtig ist.

        Übrigens hat die DB eben nicht angeboten über die entscheidenden Punkte zu verhandeln, sondern eine Verhandlung über diese bis zuletzt verweigert. Und die 11% Lohnerhöhung sehen gestreckt über die angebotenen 32 Monaten doch recht mager aus.

        Es stimmt wohl doch, was der DBB-Chef Silberbach über die DB gesagt hat. So stand es am 22.01. im Tagesspiegel:



        »„Aktuell ist es für eine Schlichtung definitiv zu früh“, meinte Silberbach vor zehn Tagen. „Die Erfahrung zeigt, dass der Bahnvorstand sich nicht wirklich bewegt, bevor es nicht richtig gescheppert hat“, meinte der dbb-Chef in der „Wirtschaftswoche“.«

        www.tagesspiegel.d...aher-11087650.html

      • @BadensischerWaldschrat:

        Wobei man der GdL schon zuguten halten muss, dass sie sehr gezielt für "ihre Mitglieder" verhandelt.

        Nicht-Lokführer (z. B. Wagenreiniger oder Werkstattmitarbeiter) in GdL-Verkehrsunternehmen fühlen sich deutlich weniger gut von der Mehrheitsgewerkschaft in ihrem Betrieb vertreten - egal ob es um Tarifverträge oder um Betriebsvereinbarungen geht, die der Betriebsrat mit knapper (GdL-)Mehrheit "abnickt".

  • taz (Foto): "Die Deutsche Bahn fährt wieder ab Montag, allerdings ohne Dampf"

    Die alten Dampfloks hatten aber wenigstens keine Probleme mit Schnee und anderen Wetterbedingungen. Und damals gab es auch noch keine überbezahlten unfähigen Bahnmanager, die Lokführer und Zugschaffner im Kessel "verheizt" haben, damit sie sich ein Millionengehalt zahlen konnten. 120.000 Stellen hat die DB seit 1994 gestrichen, denn seitdem ist die DB eine Aktiengesellschaft. Gleichzeitig sind die Mangergehälter bei der DB immer mehr angestiegen und belaufen sich jetzt auf 2000.000 Euro pro Jahr.