Auf den Straßen Berlins: Gefahrenzone Autoverkehr
In den ersten Tagen des Jahres sind schon 4 ältere Fußgänger:innen im Straßenverkehr getötet worden. Der Interessenverband Fuss ist alarmiert.
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Die Zahlen sind erschreckend: Seit Oktober vergangenen Jahres sind insgesamt 10 Fußgänger:innen über 70 im hauptstädtischen Straßenverkehr schwer verletzt oder getötet worden. Allein in den ersten zwei Wochen dieses Jahres starben 4 Senior:innen. Ausnahmslos alle wurden von einem Auto angefahren. Der jüngste Fall ereignete sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in Gesundbrunnen. Der Fahrer flüchtete, die Polizei fahndet.
„Alle Unfälle zeigen: Man kann nicht alte Menschen verkehrsgerecht trimmen, sondern der Verkehr muss menschengerecht werden, so dass auch Kinder, Personen mit Behinderungen und Ältere sich sicher durch Berlin bewegen können“, sagt Roland Stimpel, Vorstand des Interessenverbands Fuss e.V.
„Völlig zynisch und menschenfeindlich“ nennt Stimpel in diesem Zusammenhang den Vorstoß von CDU-Fraktionschef Dirk Stettner, bis Mitte des Jahres auf zahlreichen Hauptstraßen die dort angeordneten Tempo-30-Abschnitte aufzuheben und zu Tempo 50 zurückzukehren.
„Verkehrspolitik, die über Leichen fährt“
Von Autos gerammte Fußgänger:innen und Radfahrer:innen seien bei Tempo 50 einem vier Mal höherem Risiko ausgesetzt, tödlich zu verunglücken, als bei Tempo 30, sagt Stimpel zur taz. „Das ist eine Verkehrspolitik, die über Leichen fährt“, so der Fußgänger:innen-Vertreter.
Auch die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Oda Hassepaß, spricht sich klar gegen die Aufhebung der Tempo-30-Abschnitte aus. Stattdessen müsse der Stadtverkehr dringend „entschleunigt“ werden. Es brauche unter anderem längere Ampelzeiten, mehr Kontrollen, Blitzer und Bremsschwellen und überhaupt ein flächendeckendes Tempo 30, sagt Hassepaß. „Auf Landesebene werden wir aus der Opposition weiter verstärkt Druck ausüben“, sagt die Grünen-Politikerin zur taz.
Tatsächlich aktiv Einfluss nehmen können die Grünen derzeit freilich vor allem auf Ebene der Bezirke auf das Nebenstraßennetz. Erst am Dienstag wurde beispielsweise im Auftrag von Mittes Grünen-Verkehrsstadträtin Almut Neumann die vielbefahrene und unfallreiche Tucholskystraße für die Verkehrsberuhigung in eine Fahrradstraße umgewandelt.
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