Bibliotheksdirektorin über Literatur: „Da kann ich mich nur rauswinden“
Am Freitag beginnt die Literarische Woche. Bremen feiert das Lesen, das Erzählen und einen Mitläufer.
taz: Ist das Leben nicht anstrengend genug, Frau Werder? Warum brauchen wir Literatur?
Lucia Werder: Gerade weil es anstrengend ist! Weil Geschichten mir eine ganz andere Welt eröffnen, die mich aus dem Alltag entführen kann. Und Literatur erschafft auch gemeinsame Erlebnisse. Gerade in der Zeit jetzt, aber eigentlich auch schon immer ist Literatur einfach großartig.
Literarische Woche Bremen, Eröffnung: „Wir hätten uns alles gesagt“, Lesung und Gespräch mit Judith Hermann, 19. 1., 19 Uhr, Zentralbibliothek Am Wall, tägliches Programm bis 27. 1.
Festakt: Verleihung des 70. Bremer Literaturpreises, 22. 1., Obere Rathaushalle, 12 Uhr. Infos: rudolf-alexander-schroeder-stiftung.de
Seit Oktober sind Sie Direktorin der Stadtbibliothek Bremen. Was sind die aktuellen Herausforderungen für die Bremer Bibliotheken?
Das sind zum einen Digitalisierung, der Umgang mit künstlicher Intelligenz und die Förderung von Lesekompetenz. Aber auch alle gesellschaftlichen Herausforderungen kommen bei uns in unseren Bibliotheken an. Wir wollen auch noch stärker in die Frage einsteigen, wie wir als Stadtbibliothek unsere demokratische Gesellschaft stärken und Menschen miteinander ins Gespräch bringen. In der Bibliothek kommen Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten zusammen.
46, seit Oktober Direktorin der Stadtbibliothek Bremen.
Was bedeutet in dem Kontext die Literarische Woche, die jetzt beginnt?
Wir arbeiten mit vielen Kooperationspartner*innen in der Stadt zusammen: Mit den Fremdspracheninstituten, dem Literaturhaus, dem Literaturkontor oder der Kulturkirche. Und zum Beispiel auch mit dem City 46, die mit einer Veranstaltung dabei sind. Bei allen Kooperationspartner*innen gibt es Veranstaltungen. Das steht alles auf der Website der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung, die die Woche ausrichtet.
Schröder hat 1914–1919 den Krieg besungen und später HJ-und SA-Oden verfasst: Ist der ein guter Namensgeber?
Da kann ich mich ehrlich gesagt nur so ein bisschen rauswinden, weil das einfach eine rein politische Entscheidung ist, die nicht wir als Bibliothek treffen. Am Ende ist die Benennung der Stiftung eine Entscheidung, die der Senat getroffen hat. Wir als Stadtbibliothek haben nur die operative Geschäftsführung. Ich finde es aber sehr gut, wenn differenziert, intensiv und sehr diskursiv betrachtet wird, ob die Benennung so überhaupt getragen werden kann.
Dieses Jahr lautet das Thema „Familienbande“. Gibt es einen Programmpunkt, auf den Sie sich persönlich besonders freuen?
Ich freue mich total auf Judith Hermann, die die Literarische Woche eröffnet. Ich mag sie einfach als Schriftstellerin. Und ich freue mich auf die Verleihung des Bremer Literaturpreises.
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