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Anklage wegen VergewaltigungVideo soll Freiwilligkeit zeigen

Im Prozess um die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park ist ein neues Beweismittel aufgetaucht. Das Video zeigt allerdings nur 7 Sekunden.

Prozessbeginn wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung im Görlitzer Park vor dem Kriminalgericht Moabit Foto: Sebastian Gollnow / dpa

BERLIN taz | Es sind nur sieben Sekunden Video, doch die könnten ein neues Licht auf eine mutmaßliche Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park werfen. Denn dieses Video, so einer der Anwälte der drei Angeklagten, zeige „Freiwilligkeit“.

Zum Prozessauftakt am Donnerstag betonte auch der Verteidiger Christian Zimmer in seinem Eingangsstatement, die Anklage der Staatsanwaltschaft beruhe auf unvollständigen Ermittlungen und falschen Zeugenaussagen. „Mein Mandant hat niemanden vergewaltigt“, sagte er. „Die Interaktion zwischen ihm und den Hauptzeugen war einvernehmlich.“ Er habe die beiden auch deutlich früher getroffen als in der Anklage genannt. Die Vorwürfe seien nicht haltbar, sein Mandant werde den Gerichtssaal „als freier Mann“ verlassen.

Angeklagt sind zwei 23-jährige guine­ische und ein 22-jähriger somalischer Staatsbürger. Die drei sollen mit weiteren unbekannten Tatverdächtigen im Juni ein Ehepaar georgischer Staatsbürgerschaft im Görlitzer Park in Kreuzberg überfallen und die Frau gemeinschaftlich vergewaltigt haben.

Zunächst sollen sie dem Mann eine Bauchtasche mit 1.200 Euro Bargeld entwendet und der Frau ihr Handy und ihre Handtasche mit 20 Euro abgenommen haben. Danach sollen sie die Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen haben, den Angaben zufolge sowohl zu Oralverkehr als auch zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

Anwohner hörte Schreie

Während der mutmaßlichen Vergewaltigungen hätten andere Tatverdächtige ihren Ehemann mit Ästen und Stöcken und mit Fäusten geschlagen und auf den Boden gedrückt, um ihn davon abzuhalten, seiner Frau zu Hilfe zu kommen. Ein Anwohner hörte die Hilfeschreie der Frau und rief daraufhin die Polizei.

Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Tatverdächtigen besonders schwere Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung und besonders schweren Raub vor. Zwei von ihnen wurden laut Gericht psychologisch begutachtet, sie seien möglicherweise aufgrund von Drogenkonsum oder psychischen Beeinträchtigungen vermindert schuldfähig.

Das Video, das nun als neues Beweismittel im Prozess zugelassen ist, ist erst vor Kurzem aufgetaucht. Es sei auf dem Handy eines Tatverdächtigen gewesen. Das Landeskriminalamt habe bestätigt, dass das Video im Zusammenhang mit der Tat stehe und echt sei. Gesichter seien darauf aber nicht zu erkennen, sagte der Anwalt der mutmaßlich vergewaltigten Frau.

Sie tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Ob sie auch vor Gericht erscheinen und aussagen wird, blieb am Donnerstag unklar. Ihr Anwalt sagte, sie befände sich derzeit in Georgien, sie sei grundsätzlich zur Aussage bereit.

Ähnlicher Fall in Silvesternacht?

Auf Nachfragen, ob das Video von der Tendenz her entlastend sei, sagte der Anwalt: „Aufgrund von sieben Sekunden das ganze Geschehen neu zu bewerten ist nicht möglich.“ Die Fragen, die sich aus dem Video ergäben, seien nun Sache der Hauptverhandlung. Am Dienstag geht der Prozess weiter, vorgesehen ist, dass sich dann die Angeklagten zu den Tatvorwürfen äußern.

Die Nachricht von der Vergewaltigung hatte eine Debatte um die Sicherheit im Görlitzer Park ausgelöst. Der schwarz-rote Senat will den Görli einzäunen und nachts abschließen. Zaun, Mauern, Tore könnten, so der Plan, im Frühsommer fertig werden.

In der vergangenen Silvesternacht sollen mehrere Männer eine Frau wiederum im Görlitzer Park in ähnlicher Weise vergewaltigt haben. Die Frau habe sich dann wehren und fliehen können, heißt es in einer Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Polizei sucht nun Zeu­g*in­nen, die Angaben zur Tat oder den Tatverdächtigen machen können.

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