Proteste von Anti-Atom-Initiativen: NRW drohen Castortransporte

Schon 2024 könnten hoch radioaktive Brennelemente per LKW mitten durch NRW rollen. Atom­kraft­geg­ne­r:in­nen sprechen von „sinnloser Atommüllverschiebung“.

Einsatzkräfte sichern die Probefahrt eines leeren Castor-Behälters

Einsatzkräfte sichern die Probefahrt eines leeren Castor-Behälters am 21. November in Jülich Foto: David Young/dpa

BOCHUM taz | Um­welt­schüt­ze­r:in­nen haben erneut gegen Dutzende drohender Castortransporte demonstriert, die mit hochradioaktivem Atommüll schon ab 2024 durch die Ballungsräume Nordrhein-Westfalens rollen könnten. Proteste gegen einen am Dienstagabend durchgeführten, noch unbeladenen Lkw-Probetransport gab es an den Start- und Zielorten Jülich und Ahaus.

Schließlich werde damit eine „sinnlose Atommüllverschiebung“ vorbereitet, erklärten vier Anti-Atom-Initiativen wie das Bündnis Stop Westcastor zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Der Atommüll besteht aus in 152 Castoren gelagerten 192.000 Brennelement-Kugeln des ersten deutschen Hochtemperaturreaktors, der seit 1966 auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich betrieben wurde.

Wegen angeblicher Erdbebengefahr hatte der einstige SPD-Landeswirtschaftsminister Gar­relt Duin als Atomaufsicht 2014 eine Räumung des Jülicher Atommülllagers angeordnet. Allerdings: Diese Erdbebengefahr existiert nach einer 2022 getroffenen Einschätzung des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) nicht.

Keine „heiße Zelle“ für Castor-Reparatur

Offenbar will die Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) ihren hochradioaktiven Atommüll trotzdem mitten durch die Landeshauptstadt und das westliche Ruhrgebiet rollen lassen – am Dienstag führte die Route durch den Düsseldorfer Flughafentunnel der A44 und weiter über die Autobahnen 3, 40, 59, 42 und 31 nach Ahaus.

Dabei sei das dortige Zwischenlager nur bis 2036 genehmigt, sagt Felix Ruwe, Sprecher der Initiative Kein Atommüll in Ahaus. Außerdem gebe es keine „heiße Zelle“ zur Reparatur defekter Castoren. Dazu komme: Vor einer möglichen Endlagerung müsse der Atommüll noch einmal untersucht und umverpackt werden, argumentiert Ruwe – ein erneuter Rücktransport nach Jülich sei deshalb schon heute absehbar.

Als Atomaufsicht müsse sich jetzt Nordrhein-Westfalens grüne Wirtschaftsministerin Mona Neubaur einschalten, fordert wie Ruwe auch Kerstin Ciesla, stellvertretende Landesvorsitzende des BUND. Der Atommüll müsse in Jülich bleiben, wo die Expertise des Forschungszentrums bereitstehe.

Zwar erklärt Neubaurs Ministerium, über den Verbleib des Atommülls entscheide das BASE – doch das Bundesamt will da offenbar nicht mitspielen. Das Amt sei lediglich Genehmigungsbehörde „zum Transport von Jülich nach Ahaus“, heißt es in einer Mail an die taz: Ein „Ansprechpartner für Fragen zu diesbezüglichen politischen Entscheidungen“ sei das BASE dagegen ausdrücklich nicht.

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