Landratswahl in Dahme-Spreewald: Parteiloser gewinnt gegen AfD
Die AfD verliert die Landratswahl im brandenburgischen Dahme-Spreewald. Der Sieger hat viel vor, der Verlierer schaut auf die nächste Wahl.
Für den parteilosen Einzelbewerber und Zeuthener Bürgermeister Sven Herzberger stimmten nach dem vorläufigen Ergebnis 64,8 Prozent der Wahlberechtigten. „Dass so viele Leute für ein weltoffenes und tolerantes Dahme-Spreewald gestimmt haben, das ist schon echt beeindruckend“, sagte Herzberger. Der 54-jährige, der Bürgermeister von Zeuthen ist, wurde bei der Stichwahl von allen Parteien außer der AfD unterstützt. Der AfD-Kandidat und Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré kam auf 35,2 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,9 Prozent und war damit fast so hoch wie im ersten Wahlgang mit 50,8 Prozent.
Herzberger bekam vor allem nahe Berlin viele Wählerstimmen, Kotré kam im Amt Unterspreewald mit 46,8 Prozent auf seinen höchsten Wert. Bei der Briefwahl war Herzberger deutlich stärker, lag aber auch in der Urnenwahl vorn. Die AfD hat mit der Niederlage ihres Bewerbers das Ziel eines bundesweit zweiten Landratspostens zwar verpasst. Kandidat Steffen Kotré hat aber bereits die Kommunalwahl im kommenden Jahr im Blick. „Wir werden jetzt unsere Kandidaten mobilisieren und mit doppelter Stärke im Vergleich zu 2019 in den Vertretungen sein. Der Trend spricht für die AfD“, zeigte sich der Bundestagsabgeordnete überzeugt.
Integration statt Spaltung
Herzberger gilt als integrativer Mensch. Als neuer Landrat werde er „nicht spalten, sondern zusammenführen“, sagte er. Als Landrat will der Parteilose vor allem die regionalen Wirtschaftskreisläufe stärken und den strukturschwächeren Süden mehr mit dem Norden vernetzen. Zur Fachkräftegewinnung macht er sich für einen Ausbildungscampus stark. Gute Bildung und genügend Schul- und Kitaplätze sind ihm wichtig. Neue Straßen will Herzberger vor allem in Zusammenhang mit Radwegen denken.
Anders als andere Regionen verzeichnet Dahme-Spreewald seit Jahren Zuzug. Dabei profitiert der Kreis von der Nähe zu Berlin und von guter Infrastruktur. Wirtschaftlich ist der Landkreis einer der stärksten in Ostdeutschland. Doch auch er hat wie andere Kommunen in Deutschland mit Herausforderungen zu kämpfen – etwa dem Ärzte- und Fachkräftemangel, der Energiewende oder der Integration.
Die Rechtsextremismusforscherin Heike Radvan von der Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg plädiert dafür, sich gründlich mit dem Wahlergebnis in den Regionen auseinanderzusetzen. Es gebe Gemeinden, in denen eine deutliche Mehrheit für die AfD stimme und der demokratische Kandidat abgeschlagen sei, sagte sie der dpa. „Das ist insofern sehr besorgniserregend, als dass der AfD-Kandidat sein rechtes Weltbild im Wahlkampf kaum verschleiert hat.“
Vielmehr seien Bedrohungsszenarien gezeichnet worden, um Hass auf zugewanderte Menschen zu verbreiten. „Es wird der Klimawandel geleugnet, Wissenschaft diffamiert und eine Nähe zu Diktatoren gesucht, die für Angriffskrieg und Menschenrechtsverletzungen stehen.“ Mit einem solchen Politikstil werde die Region jedoch abgehängt werden und kaum wettbewerbsfähig bleiben. „Es gibt keine einfachen, monokausalen Antworten auf die Frage nach dem Warum einer politischen Rechtsbewegung, sie sind vielschichtig.“ Die positive Nachricht sei: „Es gibt sie auch hier im ländlichen Raum, die Gemeinden, in denen eine deutliche demokratische Mehrheit gewählt wird.“
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