Kinoempfehlungen für Berlin: Tumult und Widerstand

Das Babylon würdigt die Filme der libanesischen Journalistin Jocelyne Saab. Und auch beim Festival „Afrikamera“ steht das Politische im Fokus.

Eine Frau liegt einsam auf einer Pritsche

„À la recherche d'Aline“ (Seeking Aline), 2021, Regie: Rokhaya Marieme Balde Foto: Nicolas Wadimof

Die 2019 verstorbene libanesische Journalistin Jocelyne Saab begann ihre Karriere als Filmemacherin Mitte der 1970er Jahre, als sie mit essayistischen Filmporträts ihrer Heimatstadt Beirut zugleich als eine der ersten Regisseurinnen die Entwicklung des seit 1975 tobenden Bürgerkriegs im Libanon dokumentierte.

Ihre 12 Dokumentarfilme, die bis 1982 im Libanon entstanden (später drehte sie auch einige Spielfilme), sind jetzt im Rahmen einer Retrospektive in restaurierten Fassungen zu sehen. Das Programm „The Escalation of Violence“ umfasst die frühen Filme „New Crusaders in Orient“ und „Lebanon in Turmoil“ (beide 1975); der Eintritt ist frei. Eine Diskussion mit Myrna Maakaron und Mathilde Rouxel schließt sich an (11. 11., 18 Uhr, Babylon Mitte).

Ein Afrika jenseits der Klischees zu zeigen, das hat sich seit vielen Jahren die Veranstaltung „Afrikamera“ zum Ziel gesetzt. Dabei geht es natürlich immer auch um die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit des Kontinents und darum, der westlich geprägten Sichtweise auf diese Zeiten einen eigenen Blick entgegenzusetzen.

Teil des Programms „African Shorts – Re:Im­a­gi­ne Africa“ ist der knapp halbstündige Kurzfilm „À la recherche d'Aline“ der Regisseurin Rokhaya Marieme Balde, die sich darin auf die Spuren von Aline Sitoé macht, einer 1944 in Haft verstorbenen senegalesischen Heldin des Widerstands gegen die französische Kolonialmacht. Rokhaya Marieme Balde ist bei der Veranstaltung zu Gast (15.11., 19 Uhr, Arsenal 1).

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Auf Berge geklettert sind Menschen natürlich schon immer, aber den professionellen Alpinismus gibt erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich die in den Bergen einheimischen Menschen als Bergführer gut etwas hinzu verdienen konnten, wenn die Engländer mit zuviel Zeit und Geld anreisten und unbedingt hinauf wollten auf die schneebedeckten Gipfel in Österreich, Italien und der Schweiz.

Alpenvereine wurden gegründet, und das Wettklettern um gloriose Erstbesteigungen nahm seinen Lauf. Der Tourismus kam in Schwung, und auch das Kino wurde früh auf den Alpinismus aufmerksam: Noch bevor das Genre Bergfilm mit den Filmen von Arnold Fanck in den 1920er Jahren seinen Anfang nahm, hatte sich beispielsweise Ernst Lubitsch in seiner Komödie „Meyer aus Berlin“ von 1918 über naive Bergtouristen lustig gemacht.

Heute vermarkten sich professionelle Kletterer auch medial entsprechend, ihre Filme sind im Wesentlichen durchgesponserte Dokumentationen von Extremsportevents. Dass es aber auch eine Nummer kleiner geht, zeigt das „Alpen Film Festival 2023“: Es besteht lediglich aus einem Kurzfilmprogramm mit vier Filmen zum Thema Alpinismus und verspricht „die schönsten Bergfilme des Jahres“. Sandra Freudenberg moderiert (13.11., 20.15 Uhr, Union Filmtheater).

Ist Bernadette La Hengst „Fast Weltweit“ bekannt? So zumindest hieß einmal das Plattenlabel der Musikerin aus Bad Salzuflen in NRW, und so heißt auch der knapp halbstündige Film von Caroline Kirberg, der diese Frühphase ihrer Karriere dokumentiert und viele Jahre später danach fragt, was von der Energie und den Träumen von einst übrig geblieben ist.

Videoclips, die Präsentation des neuen Albums „Visionäre Leere“ und ein Liveauftritt von Bernadette La Hengst runden den Abend zu Ehren der Musikerin ab (9.11., 20 Uhr, Klick Kino).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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