: Zuerst mit Pädagogik versuchen
Laut Schulverwaltung soll Gaza Thema im Unterricht sein
Der Gazakrieg soll nach Ansicht der Bildungsverwaltung auch Thema an den Schulen sein. „Die Behandlung im Unterricht einschließlich des Austauschs kontroverser Positionen ist zulässig und ausdrücklich erwünscht“, sagte ein Sprecher der Senatsverwaltung. „Wir haben den Schulen bereits Unterrichtsanregungen, Online-Fortbildungen und Materialsammlungen zur Verfügung gestellt.“ Wichtig sei, Gesprächsangebote für SchülerInnen zu machen, um gemeinsam die verschiedenen Perspektiven aufzuarbeiten.
Am Freitag hatte sich Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) in einem Schreiben an die Schulen gewandt. Es enthielt eine Zusammenstellung von Fortbildungsveranstaltungen und Beratungsmöglichkeiten sowie Unterrichtsvorschlägen und Hinweisen auf Literatur oder Erklärvideos. Antisemitismus in jeder Form müsse man „konsequent entgegentreten“, so die Bildungssenatorin. „Unbedingt festzuhalten“ sei: „Es ist kein ‚Befreiungsschlag‘ oder ‚Verteidigungsangriff‘ der Hamas, sondern Terror: Wahlloses und massenhaftes Töten von Zivilisten, darunter viele Kinder und Jugendliche. Egal was die Vorgeschichte ist, dafür gibt es absolut keine Rechtfertigung.“
Bei Bedarf sei die Schulaufsicht stets ansprechbar. „Die Schulen können sich außerdem externe Unterstützung in den Bereichen Demokratiebildung, Antisemitismusprävention und Erläuterung des Nahostkonflikts ins Haus holen“, so der Sprecher. „Sollte der Schulfrieden gefährdet sein, kann in besonderen Fällen auch der Präventionsbeamte der Polizei kontaktiert werden.“
Kürzlich hatte Günther-Wünsch im ZDF erklärt, sie rechne mit einer weiterhin angespannten Lage an den Schulen. „Es wird Schüler geben, die Fragen haben“, so die CDU-Politikerin. „Wir gehen davon aus, dass wir auch wieder Hassbekundungen haben und antisemitische Äußerungen.“
Nach Ansicht der Berliner Elternvertretung müssen Konflikte in Schulen vor dem Hintergrund des Krieges erst versuchen, pädagogisch zu lösen, bevor man auf Verbote zurückgreife. Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, sagte, es sei wichtig, dass Lehrkräfte mit SchülerInnen ins Gespräch kämen, ohne das zu erzwingen: „Sie sollten schon ein gewisses Fingerspitzengefühl für dieses Thema haben und ihre Fühler ausstrecken, ob es Gesprächsbedarf gibt.“
„Es bietet sich immer an, das vorher mit den Schülern zu besprechen und dann vorzubereiten“, so Heise. Nach seiner Einschätzung sind sichtbare Konflikte bisher auf einzelne Schulen beschränkt geblieben. „Wir haben kein flächendeckendes Problem, sondern punktuelle Herausforderungen. Auf die muss reagiert werden.“ (dpa)
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