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Ende des deutschen ClásicoOhne wirklichen Gegner

„Deutscher Clásico“? Pustekuchen. Es war – wie so oft in den vergangenen Jahren – eine einseitige Partie. Der BVB kann Bayern nicht.

Angenehmer Gegner: Bayern-Stürmer Kane freut sich über seinen dritten Treffer gegen Dortmund Foto: Wolfgang Rattay/reuters

I m Internet stand an diesem Samstagabend zu lesen: „Jedes Mal, wenn ein deutscher Reporter vom ‚deutschen Clásico‘ spricht, stirbt irgendwo in Spanien ein Platzwart.“

Den „deutschen Clásico“ zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund kann man jedenfalls – nicht erst seit Samstag – getrost vergessen. Es wirkt eher wie ein Spiel zwischen einer Bundesligaspitzenmannschaft, also den Bayern, und einer aus dem unteren Mittelfeld, sagen wir dem VfL Wolfsburg. Und kann man so eine Partie den „Clásico“ nennen?

Und hier kommt noch eine Wahrheit: Das liegt keinesfalls daran, dass die Bayern „jedes Mal gegen uns ihre Saisonbestleistung abrufen“, wie ein mal wieder überforderter BVB-Trainer Terzic hinterher meinte. Ja, es flossen erneut Tränen in Dortmund. Vielleicht sollten aber auch mal Momente der Selbsterkenntnis fließen, die jenseits von „Haben halt mehr Geld, daher einen besseren Kader“-Gemeinplätzen stattfinden.

Die Bayern waren on fire, die Dortmunder wirkten, wie schon im April, von Anpfiff an wie von einem Nervengift lahmgelegt. Tempolos, präzisionslos, intensitätslos. Und nicht zum ersten Mal. Ich glaube, das letzte Mal, dass ich einen „deutschen Clásico“ gesehen habe, war, als das Phantom und Halbjahreswunder Paco Alcacer zwei Tore gegen die Bayern schoss. Wann war das?

Kraftlose Dortmunder

Ich möchte an dieser Stelle den überall sonst zu lesenden Narrativen einmal heftig widersprechen: Nein, es lag nicht daran, dass die Bayern ein Superspiel hingelegt haben, als Antwort auf die Blamage von Saarbrücken. Es lag am Gegner: Die Schwarzgelben spielten pomadig, uninspiriert, ohne Willen, ohne Kampfkraft. Hier und da ein wenig Hacke, Spitze, eins, zwei, drei, mal taucht irgendwo Marco Reus auf, das war’s.

Ja, man kann darüber philosophieren, ob Julian Brandt nicht maßlos überschätzt wird, warum Niclas Füllkrug nur beim DFB Leistung bringt und warum Sabitzer und Özcan im Mittelfeld auflaufen und Nmecha nur auf der Bank sitzt. Man sollte darüber reden, warum Adeyemi, Malen und Moukoko nicht viel mehr Freiräume bekommen und andere taktische Fragen mehr – auf Unheil reagieren kann die sportliche Leitung des BVB zum Beispiel auch nur selten. Tatsächlich scheint es ein Problem der Einstellung zu sein, der Psyche; nichts Neues beim BVB. Als hätten sie sich noch nicht vom Champions-League-Finale 2013 erholt.

Wie Bayern geht, hat Leipzig in letzter Zeit öfter vorgeführt. Sogar Saarbrücken kann Bayern, weil sie schlau und aufopferungsvoll spielen. Der BVB kann Bayern nicht.

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René Hamann
Redakteur Die Wahrheit
schreibt für die taz gern über Sport, Theater, Musik, Alltag, manchmal auch Politik, oft auch Literatur, und schreibt letzteres auch gern einmal selbst.
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3 Kommentare

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  • Ich widersprech mal zurück. Das war schon ein starkes Spiel der Bayern. Und es war auch die über 90 Minuten gesehen konstanteste und beste Saisonleistung. Erklärt aber richtigerweise nicht, warum sich die Dortmunder mal wieder so verprügeln lassen haben. Dazu noch zu Hause.



    Da fehlts immer dann, wenns wirklich um was geht, genauso an der richtigen Einstellung, wie bei den Bayern in Saarbrücken.



    Und zum Thema Geld. Schau ich mir den Kader an, frag ich mich, was sie mit den rund 600 Mio (!) angestellt haben, die der Verein in den letzten 5 Jahren eingenommen hat. Füllkrug und Sabitzer für Haaland und Bellingham?



    Wird eng mit er Königsklasse diese Saison.

    • @Deep South:

      Der BvB hat es vorher gar nicht mal schlecht gemacht, und dass Fröttmaning nicht unschlagbar ist haben der FCS und die Lilien in der 1. Halbzeit gezeigt. Wer garstig und aggressiv verteidigt, die sehr starke Offensive der Bayern kontrolliert, hat eine Chance, vor allem hinten sind die Bayern auch immer für ein Gegentor gut.



      Der BvB hat offenbar ein massives Kopfproblem bei den Bayern, jegliche Resilienz zerfällt augenblicklich angesichts der rot oder schwarz gekleideten Millionärstruppe von der Isar. Diese sind natürlich mindestens so gut besetzt wie Lüdenscheid-West, trotzdem muss man sich nicht vom Platz schießen lassen wie die alten Herren von Giesing-Süd.

  • Stimmt leider alles, macht die Sache aber nicht besser. Auch wenn sie in Dortmund mal wieder genervt die Augen verrollen, diese Truppe hat ein Mentalitätsproblem. Wenn’s eklig wird, der Gegner die Räume eng macht oder Harry Kane hat, verlassen die irgendwie weich-verspielt wirkende Truppe sofort Mut und Biss.



    Man sollte sich mal ein Beispiel an Ateltico Madrid nehmen, Diego Simeone will sie alle schlagen, Real, Barca, Sevilla und wie sie alle heißen. Dabei schießt er auch mal übers Ziel hinaus, es klappt natürlich nicht immer, trotzdem:diese Truppe wirft alles, aber auch alles in die Waagschale. Der BvB lässt sich brav wie eine Schwiegersohntruppe abmeiern, langweilig und erbärmlich. Völlig zurecht holen die keine Titel mehr, auch den DFB-Pokal dieses Jahr nicht.



    Der Platzwartspruch ist übrigens genial.