Homosexualität in Senegal: Selbst Tote werden noch verfolgt
In Senegal wurde die Leiche eines jungen Mannes aus dem Grab geholt und angezündet. Der 31-Jährige soll homosexuell gewesen sein.
Die wütende Menge hatte dafür laut der Nachrichtenseite senenews außerhalb des Friedhofs einen Scheiterhaufen errichtet. Es heißt, dass sie die Leiche an Seilen hinter sich herzog. Zuschauer sollen gejubelt haben.
Das Opfer ist ein 31-jähriger Mann, der mutmaßlich homosexuell war. Homosexualität kann in Senegal mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. In der Gesellschaft ist es ein Tabu. Die Eltern des Toten wollten eigentlich, dass er in der Stadt Touba beerdigt wird.
Das ist die heilige Pilgerstadt der in Senegal sehr einflussreichen muslimischen Bruderschaft der Muriden, die Scheich Amadou Bamba Mbacke Ende des 19. Jahrhunderts gründete. In Touba gelten eigene Gesetze, die Bewohner:innen zahlen keine Steuern an den senegalesischen Staat. Für Recht und Ordnung sind religiöse Wächter und nicht die Polizei verantwortlich, Alkohol gibt es nicht zu kaufen. Rund 90 Prozent der mehr als 18 Millionen Senegales:innen bekennen sich zum Islam. Neben den Muriden gibt es weitere Bruderschaften.
Die Pflicht des Bürgermeisters
Aufgrund der sexuellen Orientierung soll es die für die Friedhöfe und die Große Moschee in Touba verantwortliche Verwaltung abgelehnt haben, den 31-Jährigen dort zu beerdigen. Die Eltern waren unter Zeitdruck: im Islam sollen Verstorbene innerhalb von 24 Stunden beerdigt werden. Sie mussten auf Kaolack ausweichen. Bereits kurz nach der Beisetzung wurde das Grab geschändet.
Senegals führende Menschenrechtsorganisationen haben den Vorfall scharf verurteilt. Die Würde des Verstorbenen und seiner Familie sei verletzt worden. Laut Gesetzeslage hätten Bürgermeister die Pflicht, den Angehörigen aller Verstorbenen eine Bestattungserlaubnis auszustellen und für die Sicherheit der Friedhöfe zu sorgen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trumps Krieg gegen die Forschung
Bye-bye, Wissenschaftsfreiheit!
Kritik am Deutschen Ethikrat
Bisschen viel Gott
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“