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Berliner EissportEiszeit im Sport

Die Schließung von zwei Berliner Eisstadien in Mitte und Neukölln bringt den Eissport in Not. Grund sind neue gesetzliche Vorgaben an Kühlanlagen.

Schlittschuhfahren, Eishockey und Co machen Spaß – sind aber ohne Eis nicht möglich Foto: dpa/Peter Steffen

Berlin taz | Der Berliner Eissport bangt um seine Existenz. Grund ist, dass sowohl das Erika-Hess-Eislaufstadion in Mitte als auch das Eisstadion Neukölln geschlossen sind. Und: Wann die Stadien wieder öffnen, ist nicht absehbar. Es besteht die Gefahr einer Schließung für die gesamte Wintersaison.

Alexander Hedderich, Präsident des Berliner Eissport-Verbandes, beschreibt die Situation so: „Der Hochleistungssport, der in Hohenschönhausen und an der Paul-Heyse-Straße Hallen nutzt, ist nicht betroffen. Aber für den Breitensport, Schulsport und die Nachwuchsarbeit mit insgesamt 4.000 Vereinsmitgliedern steht manchenorts die Existenzfrage.“

Im Eishockey hätte die Spielsaison eigentlich Ende September starten müssen, aber für FASS Berlin, hinter den Eisbären der bedeutendste Eishockeyverein Berlins, dessen Männer in der Regionalliga Ost spielen, hat sie noch gar nicht richtig begonnen. „Wir haben Trainingszeiten in andere Eishallen, vor allem nach Charlottenburg, verlegt. Aber viele Weddinger Kinder schaffen den Weg dorthin nicht allein oder die Eltern können es nicht einrichten, sie zu bringen“, so Hedderich. Das gefährde den Trainingsbetrieb insgesamt. Eisstockschießen könne derzeit gar nicht stattfinden. Und im Eiskunstlauf bekäme der Nachwuchs keine ausreichenden Eiszeiten.

Außerdem sollten Meisterschaften im Eiskunstlauf wie die Berliner Landesmeisterschaft Anfang November und die Deutsche Meisterschaft Mitte Dezember im Erika-Hess-Stadion stattfinden. Die Deutsche Eislauf-Union teilt der taz mit, dass zumindest die Deutschen Meisterschaften in Berlin stattfinden werden. Man befinde sich „in einem konstruktiven Austausch mit den Behörden“.

Neue Anforderungen an Kühlanlagen

Dabei ist eine Schließung des Erika-Hess-Eislaufstadions nichts Neues. Während der Coronapandemie fungierte die Halle als Impfzentrum, der Vereinssport lag pandemiebedingt ohnehin am Boden. Vergangenes Jahr war die Außenfläche neben der Halle, die dem Publikumslaufen diente, aus Energiespargründen nur wenige Wochen geöffnet. Genauso erging es dem Eisstadion Neukölln, das in Gänze nicht überdacht ist.

Der Grund für die diesjährigen Schließungen sind neue gesetzliche Anforderungen an die Ammoniak-Kühlanlagen, die für die Vereisung der Flächen gebraucht werden. Diese sehen etwa vor, dass Notfallpläne erarbeitet werden müssen, wie im Fall einer störungsbedingten Freisetzung von Ammoniak Mitarbeiter und Anwohner geschützt werden. Dazu müssten, so das Bezirks­amt Mitte, Gutachten und Berechnungen durch auswärtige Institute erstellt werden.

„Wir bedauern sehr, dass der Eissport für zahlreiche Vereine als auch die Bürgerinnen und Bürger aufgrund dieser Bedingungen in dieser Wintersaison sehr gefährdet ist. Gemeinsam mit allen Beteiligten arbeiten wir mit Hochdruck an der Erfüllung der Auflagen. Einen genauen Öffnungstermin können wir zu diesem Zeitpunkt nicht nennen“, sagt eine Sprecherin des Bezirksamtes.

Für Alexander Hedderich vom Eissport-Verband steht die Frage, warum diese auch in seinen Augen wichtigen Auflagen nicht abgearbeitet werden können, ohne deswegen die Stadien schließen zu müssen. Dazu sagt der Bezirk Mitte nichts. Hedderich: „Es geht schließlich um die Existenz von Sportarten am traditionsreichen Standort Berlin, um die Möglichkeit, für eine sechsstellige Zahl von Berlinerinnen und Berlinern, Sport zu treiben.“

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