piwik no script img

Berliner Verkehrssenatorin in KritikSchreiners neueste Baustelle

Die CDU-Verkehrssenatorin weist im Parlamentsausschuss Vorwürfe zurück, sie wolle eine zentrale Stelle parteipolitisch vergeben. Das Vergabeverfahren sei vielmehr „ein sehr gutes“.

Ist gleich mehrfach unter Druck: Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) Foto: dpa

Berlin taz | Parteipolitik statt Kompetenz als Basis einer wichtigen Stellenvergabe in ihrer Senatsverwaltung für Verkehr? Senatorin Manja Schreiner (CDU) bestreitet, was ihr die Grünen seit Tagen und nun auch im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses vorhalten. Das laufende Besetzungsverfahren sei „ein sehr gutes“ und fuße auf der Bestenauslese, kontert sie am Mittwoch die Vorwürfe. Und ihre CDU-Fraktion lässt eine Gegenattacke folgen: Dass Grünen-Fraktionschef Werner Graf die Bewerberin „Dark Voldemort der Energiewende“ nannte, „geht über alles hinaus, was mit Anstand zu tun hat“.

Selten hat eine Personalie auf der dritten Führungsebene die Landespolitik derart beschäftigt. Bei der Stelle geht es nicht um ein Senats-, also Ministeramt, oder um eine Staatssekretärin, sondern um eine Abteilungsleitung für die Berliner Verkehrspolitik. Die war schon ausgeschrieben, als noch die Grüne Bettina Jarasch Verkehrssenatorin war. Laut Schreiner wurde das Verfahren nicht von ihr, sondern von Jarasch und noch kurz vor der Wiederholungswahl im Februar gestoppt. Die Ausschreibungsunterlagen im Juni zu aktualisieren, sei „ein normaler Vorgang“ gewesen.

Zentrale Punkte dabei: Zum einen sind einschlägige Erfahrungen im Bereich Verkehr nicht mehr erforderlich, wohl aber nun Erfahrung in Ministerien. Aus Grünen-Sicht schneiderten Schreiner und ihre zuständige Staatssekretärin die Ausschreibung damit passend für eine Ex-Abteilungsleiterin im damals CDU-geführten Bundeswirtschaftsministerium zu. Die arbeitete zuvor im Bundestag für den heutigen CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann.

In früherer Berichterstattung taucht sie als „verlängerter Arm der Energiewendegegner“ auf, weil sie sich für größere Abstandspflichten für Windkraftanlagen starkgemacht haben soll. Darauf baute Grünen-Fraktionschef Graf die Bezeichnung „Dark Voldemort“ auf. Dass er von „Dark“ und nicht wie in der literarischen Vorlage der Autorin J.K. Rowling von „Lord Voldemort“ sprach, erklärte Graf am Dienstag gegenüber der taz mit einer nicht vertieften Kenntnis der Harry-Potter-Bücher.

Mit der Debatte über die Stellenbesetzung ist für Senatorin Schreiner neben den vielen echten Baustellen der Stadt aktuell ihre dritte persönliche entstanden: Parallel zum Besetzungszoff treibt die CDU-Fraktion höchst umstrittene Gesetzesänderungen am Mobilitätsgesetz zu Lasten des Radverkehrs voran, die Schreiner schon im Juni ankündigte. Und nach Plagiatsvorwürfen will die Uni Rostock bis zum nächsten Frühjahr klären, ob sie ihren Doktortitel in Jura behalten darf.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare