Neue Musik aus Berlin: Atlas des Unbewussten

Mit der Musikerin Laurel Halo meldete sich vor zehn Jahren eine selbstbewusst seltsame Stimme. Nun legt sie ihr bisher geschlossenstes Album vor.

Laurel Halo

Laurel Halo erhielt 2019 die Residenz in der Villa Aurora in Los Angeles Foto: Norrel Blair

Vor gut zehn Jahren machte die Musikerin Laurel Halo mit ihrem Debütalbum „Quarantine“ einen bleibenden ersten Eindruck. Mit verrumpelten Rhythmen, nebelsatten Synthesizern und gelegentlichen introspektiven elektronischen Songskizzen meldete sich eine selbstbewusst seltsame Stimme, die danach recht unterschiedliche Stationen hinter sich bringen sollte.

Nervös klappernde Bassmusik mit Gesang, kantiger Techno ohne Gesang, auch ein Soundtrack mit kammermusikalisch anmutenden synthetischen Arrangements waren darunter.

„Atlas“ ist das bisher geschlossenste Album Laurel Halos, die bis vor kurzem in Berlin lebte. Eine Ambient-Platte dem Stil nach, beherrscht von langsam vorantreibenden Akkordformationen. Doch beschränken sich die Stücke nicht auf wattierte Soundscapes aus Strom.

Verschiedene Gäste wie die Cellistin Lucy Railton, der Saxofonist Bendik Giske und der Geiger James Underwood reichern die Stücke um akustische Instrumente an und ziehen so verschiedene „Hörschichten“ in sie ein. In „Belleville“ etwa lässt Laurel Halo ihre regenverhangenen Klaviertöne auf die wie ein weiteres Instrument eingesetzte Stimme von Coby Sey treffen.

Laurel Halo: „Atlas“ (Awe)

Eine spukhafte Stimmung liegt über allem, vor ein paar Jahren sagte man noch „hauntological“ dazu. Da Geister längst allgegenwärtig zu sein scheinen, muss man das heute nicht mehr eigens herausstreichen.

Ohnehin wollte Laurel Halo laut Pressetext zur Platte mit der Musik das Unbewusste ansteuern. Für das gibt es auf „Atlas“ reichlich zum Andocken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.