: Millionenfach helfen
Reichtum bringt Verantwortung mit sich – frei nach dem Grundgesetz. Wer viel hat, sollte aber mehr geben, als der Staat verlangt. Denn die Welt macht man am besten gemeinsam besser
Von Kristina Simons
Mit einem Nettovermögen ab 250 Millionen Euro schafft man es auf die Reichenliste des Manager Magazins. Was tun mit so viel Geld? „Eigentum verpflichtet“, heißt es in Artikel 14 unseres Grundgesetzes. „Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger Handels- und Dienstleistungsgruppe Otto und einer der reichsten deutschen Unternehmer, nimmt das ernst. „Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder von uns im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag zur Gesellschaft leisten sollte. Nur dann ist sie vital und lebensfähig. Eigentum verpflichtet da in besonderem Maße“, betont der mehrfache Milliardär. Jede und jeder Einzelne müsse seinen und ihren Beitrag leisten, um unsere Welt für nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten.
Anfang der 1980er Jahre übernahm Otto den Versandhandel seines Vaters und baute ihn zu einem globalen Handelskonzern aus. Daneben war der Unternehmer immer auch gesellschaftlich aktiv. 1993 gründete er die Michael Otto Stiftung für Umweltschutz, heute Umweltstiftung Michael Otto. 2005 kam seine Stiftung Aid by Trade hinzu, die sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen afrikanischer Kleinbauern einsetzt. Otto ist außerdem Initiator und Präsident der Stiftung KlimaWirtschaft sowie Mitbegründer und Ehren-Counselor des World Future Council. Für sein Engagement wurde er mehrfach geehrt.
Es gibt einige Menschen wie Otto, die in ihren großen Vermögen auch eine gesellschaftliche Verantwortung sehen. Etwa der ehemalige Chef des österreichischen Bauunternehmens Strabag Hans Peter Haselsteiner, der für einen Spitzensteuersatz von 80 Prozent für Reiche plädiert.
Mit dieser Forderung ist Haselsteiner nicht allein. Eine Gruppe von Vermögenden hat sich in der Initiative Taxmenow zusammengetan und fordert eine höhere Besteuerung von Millionen- und Milliardenvermögen. Ins Leben gerufen haben sie Stefanie Bremer und Marlene Engelhorn, beide Anfang 30 und Millionenerbinnen. Corona habe die Ungleichheit verstärkt, Gesundheitsrisiken verschärft, Bildungschancen für Arme reduziert, während manche Vermögende und Unternehmen in der Krise noch reicher geworden seien, schreibt die Initiative in einer Petition. Gemeinnütziges Engagement reiche nicht, die Gesellschaft solle sich nicht auf das Wohlwollen der Vermögenden verlassen müssen. Auch das globale Netzwerk Millionaires for Humanity befürwortet eine Vermögenssteuer von einem Prozent für Multimillionäre. „Wir können sicherstellen, dass wir unser Gesundheitssystem, unsere Schulen und unsere Sicherheit angemessen finanzieren, indem wir die Steuern für die reichsten Menschen auf dem Planeten, Menschen wie uns, dauerhaft erhöhen“, schreiben sie.
Eine andere Möglichkeit: Teile seines Vermögens für einen guten Zweck zu vererben, damit gemeinnützige Organisationen und Stiftungen zu unterstützen. Sie sind auf Zuwendungen angewiesen, um Bedürftigen zu helfen, die Menschenrechte zu verteidigen oder die Umwelt zu schützen. Der internationale Tag des Testaments am 13. September ist eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen