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Die Black Cowboys sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein Teil des „Wilden Westens“. Nur hat man so gut wie nie von ihnen erzählt. Das will ein umfangreiches Fotoprojekt ändern
Von Sabine Bungert und Stefan Dolfen (Fotos) und Leonie Gubela (Text)
Die Geschichte seiner Familie sei auch die Geschichte der Vereinigten Staaten, sagt Corey Jackson. Er trägt Holzfällerhemd, Bluejeans und Westernhut, im Hintergrund stapeln sich die Baumstämme. Ihm gehe es darum, Leerstellen auszufüllen und Fehler zu berichtigen. Jackson ist ein Black Cowboy, seit Generationen schon arbeitet seine Familie mit Pferden und nimmt an Rodeo-Turnieren teil.
Von seiner Mission erzählt er in einem Video, das Sabine Bungert und Stefan Dolfen aufgenommen haben, als sie ihn im Bundesstaat Maryland besucht haben. Die beiden deutschen Fotograf:innen reisten im vergangenen Jahr außerdem nach Kalifornien, Georgia, South Carolina und Texas, um Black Cowboys und -girls in den USA zu porträtieren und interviewen.
„So viele Storys über uns sind im Laufe der Zeit verlorengegangen“, sagt Corey Jackson. „Und überall auf der Welt ist man ganz erstaunt, dass es uns gibt.“ Dabei waren sie schon immer da. Mindestens ein Viertel der Viehtreiber, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts riesige verwilderte Rinderherden zusammentrieben, waren Schwarze. Oft wochenlang unterwegs auf ihren Trails, gerieten sie immer wieder mit der indigenen Bevölkerung, Viehdieben oder Landbesitzern aneinander.
Aus ihren Erzählungen entstanden Legenden, die Hollywood sich für die Leinwand krallte. Um den Cowboy in Filmen wie „Zwölf Uhr mittags“ oder „The Wild Bunch“ zu romantisieren, zu heroisieren und einem gründlichen „Whitewashing“ zu unterziehen. Seit einigen Jahren spüren Afroamerikaner:innen an vielen Orten in den USA diesen Wild-West-Wurzeln nach und gründen „Rodeo Crews“ oder „Saddle Associations“ – auch um das verzerrte Bild ein wenig zu schärfen.
Ihr Fotoprojekt begannen Sabine Bungert und Stefan Dolfen, nachdem sie bemerkt hatten, dass sich an den Black-Lives-Matter-Protesten auch Frauen und Männer auf Pferden beteiligten. Den Fotograf:innen fielen die Logos der Rodeo-Clubs auf den Shirts der Protestierenden auf. „Wir haben dann herausgefunden, dass es sich um eine riesige Community handelt“, erzählt Sabine Bungert.
Ganze Familien, Senior:innen, Kinder und Jugendliche, die sich stolz als Black Cowboys oder -girls bezeichnen. „Interessant ist auch, dass sich die Verantwortlichen in den Reitclubs ein Stück weit als Streetworker verstehen. Da steht ein großes soziales Engagement dahinter“, sagt Stefan Dolfen. Unterwegs durch die USA fotografierten sie nicht nur, sondern nahmen mit den Reiter:innen auch Interviews auf. „Uns war wichtig, dass sie ihre Geschichten erzählen, ihre Anliegen äußern können.“
Aufgefallen sei ihnen das starke Selbstbewusstsein der Community, insbesondere der jungen Frauen. Chloe Pinkney beispielsweise erzählt in ihrem Video, schon als kleines Mädchen Western geliebt und immer gespürt zu haben, dass sie ein Black Cowgirl sei. Vereinskollegin Rayvon Williams will ihre Tochter inspirieren und zeigen, „dass es mehr da draußen gibt, als das, was vermeintlich von der Gesellschaft für einen vorbestimmt ist“.
Die Ausstellung „Black Cowboys“ ist noch bis 24. September in der Städtischen Galerie in Iserlohn zu sehen.
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