Nach Putsch in Niger: Terroristen schlagen zu

In Afrika überwiegen Bedenken gegen eine Militärintervention zur Beendigung des Putsches. In Niger verschlechtert sich die Sicherheitslage.

Uniformierte Personen.

Der Machthaber in Niger: General Abdourahmane Tiani Foto: Balima Boureima/reuters

COTONOU taz | Eine Militärintervention gegen die Putschisten in Niger findet offenbar immer weniger Zuspruch. Am Donnerstag und Freitag kommen zwar die Stabschefs der Länder der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) in Ghanas Hauptstadt Accra zusammen, um über eine solche zu sprechen. Zentrale Frage ist, wie eine Bereitschaftstruppe zusammengestellt werden kann. Der ivorische Präsident Alassane Ouattara hat gesagt, sein Land könne ein Bataillon mit bis zu 1.100 Sol­da­t:in­nen zusammenstellen.

Doch am Dienstag hat der Sicherheitsrat der Afrikanischen Union (AU) laut der französischen Tageszeitung Le Monde eine Intervention abgelehnt. Offiziell bestätigt war das zunächst nicht. Die AU hatte den Putsch in Niger ebenso abgelehnt wie die Ecowas und den Putschisten eine zweiwöchige Frist zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung gesetzt. Anders als der Ecowas-Vorsitzende, Nigerias Präsident Bola Tinubu, hatte sie sich aber im Hintergrund gehalten und nicht lautstark mit militärischen Konsequenzen gedroht, wohl auch deshalb, weil diese in ganz Westafrika gefürchtet werden und die Region weiter spalten würden. Beim AU-Sicherheitsrat ist Tinubu nun offenbar abgeblitzt.

Überall ist zu hören, dass eine militärische Intervention nur Schaden anrichten, aber niemandem nutzen werde. Widerstand gibt es auch innerhalb der Ecowas. Es heißt, dass Togos Präsident Faure Gnassingbé der Bereitschaftstruppe untersagen würde, den togoischen Luftraum zu nutzen. Damit wären Flügen beispielsweise aus Ghana oder der Elfenbeinküste Richtung Niger der direkte Weg versperrt. Laut verschiedenen Informationen hatte Gnassingbé bereits in der vergangenen Woche auf bilateraler Ebene und unabhängig von offiziellen Delegationen mit Nigers Junta zu verhandeln versucht. Der Togoer galt lange Zeit als der letzte Langzeitpräsident Westafrikas, er hatte das Präsidentenamt 2005 von seinem Vater übernommen.

Militärjunta sucht nach Verbündeten

Nigers Junta braucht Verbündete. Der von ihr ernannte neue Premierminister Ali Mahaman Lamine Zeine hat am Dienstag in Tschads Hauptstadt N’Djamena Übergangspräsident Mahamat Idriss Deby Itno getroffen. Der ist seit dem Tod seines Vaters Idriss Deby im April 2021 an der Macht. Tschad, kein Ecowas-Mitglied, aber militärisch stark, hat schon gesagt, sich nicht an einer Intervention beteiligen zu wollen.

Eine Niederlage im Land selbst hat Nigers Militär am Dienstag erlebt. 17 Sol­da­t:in­nen wurden bei einem Terrorangriff ermordet, 20 weitere verletzt, berichtet die nigrische Nachrichtenagentur ANP und beruft sich auf das Verteidigungsministerium. Der Angriff fand im Departement Torodi statt, bis in die Hauptstadt Niamey sind es nur gute 50 Kilometer. Be­ob­ach­te­r:in­nen zufolge könnte sich die Sicherheitslage weiter verschlechtern. Wie nach den Machtübernahmen des Militärs in Mali und in Burkina Faso.

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