Einfluss von Lokalmedien: Vertrauen ausgenutzt

Eine Studie zeigt: Wenn Lokalmedien nicht mehr berichten, vernachlässigen Firmen ihre soziale Verantwortung. Warum es trotzdem Raum für Hoffnung gibt.

Ein Bürogebäude mit Satellitenschüsseln.

Die Zentrale der Sinclair Broadcast Group im US-amerikanischen Hunt Valley, Maryland Foto: Zuma Press/imago

Lokaljournalismus zählt. Weil er ein Auge auf Politik und Unternehmen hat, die sonst unter dem Radar fliegen. Viele Menschen verlassen sich auf ihn. In den USA liegt das Vertrauen in die Lokalnachrichten weit über dem gegenüber landesweiten Medien.

Genau das macht sich die rechtskonservative Sinclair Broadcasting Group zunutze: Der Mediengigant kauft lokale Nachrichtensender auf und bringt so unter vertrautem Namen eigene Inhalte unter. Die Skripte und Nachrichtenclips, die Sinclair den Stationen vorgibt, sind oft polemisch, Trump-nah oder voller Desinformation. Sie erreichen mittlerweile fast die Hälfte aller amerikanischen Haushalte. Was passiert, wenn sich der Ton der Nachrichten und somit auch der Einfluss örtlicher Berichterstattung wandelt?

Die Studie

Ein Team aus Forschenden hat untersucht, ob sich das Verhalten lokaler Unternehmen ändert, wenn das politische Klima nach rechts rückt und die Kontrollfunktion des Lokaljournalismus wegfällt. Dafür markierten sie auf der kleinteiligen Karte regionaler Fernsehmärkte die jeweiligen Sinclair-TV-Stationen und das Jahr der Übernahme.

Dort, wo Sinclair eine TV-Station übernommen hatte, fand sich jeweils drei Jahre später eine deutliche Verschlechterung der Unternehmensbewertung in den Bereichen Umwelt, Management und Soziales. Auf der Suche nach Gründen zogen die Forschenden die Daten einer großen Wahlbefragung hinzu und wurden fündig: In den betroffenen Gebieten sank das Interesse an Umweltfragen. Der Anteil gewählter Republikaner stieg an. Je stärker der ideologische und politische Shift, desto nachlässiger wurden die Unternehmen.

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Auch in Deutschland kämpft der Lokaljournalismus mit finanziellen Herausforderungen und ist dadurch von Übernahmen gefährdet. Die regionalen Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sehen sich, neben ihren Reformproblemen, immer wieder politischen Angriffen ausgesetzt.

Umso wichtiger zu betonen, wem diese Angriffe letztlich nutzen – rechten Interessengruppen und Unternehmen, die von fehlender öffentlicher Aufmerksamkeit profitieren. Dennoch lässt die US-Studie auch Raum für Hoffnung: Sie zeigt, dass die öffentliche Meinung noch immer Gewicht hat. Sie muss sich nur frei bilden können.

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