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Kinderschutz-Stiftung stellt Arbeit einKein Geld, keine Leitung

Der Gründer der Hamburger Yagmur-Stiftung Michael Lezius setzt sich für Kinderschutz ein. Künftig tut er das nur noch privat.

Hat keinen Nachfolger gefunden: Michael Lezius, Gründer der Hamburger Yagmur-Stiftung Foto: Markus Scholz/dpa

Hamburg taz | Man wird weiter von ihm hören, so viel ist sicher. „Solange ich telefonieren und schreiben kann, werde ich mich als Privatmann weiter für Kinderschutz einsetzen“, sagt Michael Lezius am Telefon.

Alles andere wäre erstaunlich bei einem Mann, der all seine Energie, beträchtliche Hartnäckigkeit und weite Teile seiner Altersvorsorge in die von ihm gegründete Yagmur-Stiftung gesteckt hat. Die stellt nun nach sieben Jahren ihre Arbeit ein. Mangels Geld und mangels eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin, die wie der Gründer nicht nur ihre Kraft, sondern auch ihr Geld in eine Stiftung gesteckt hätten, die Zivilcourage im Kinderschutz fördern will.

Die Stiftung ist benannt nach der dreijährigen Yagmur, die in Hamburg an den Misshandlungen ihrer Mutter starb, obwohl sie vom Jugendamt betreut wurde. Michael Lezius hat ohne Mandat, als Privatmann, sowohl den Prozess gegen die Eltern als auch den Untersuchungsausschuss besucht, Tag für Tag.

Er hat Hunderte von Aktenseiten gelesen und die Aussagen all derer gehört, die mit Yagmur befasst waren und im Gewirr von Zuständigkeiten, Nichtwahrhabenwollen und Nachlässigkeit ihren Tod ermöglicht haben. Vielleicht hat es für Michael Lezius’ Hartnäckigkeit eine Rolle gespielt, dass er selbst Pflegevater ist und Yagmur weite Teile ihres Lebens bei einer Pflegefamilie verbracht hat, bevor ihre Mutter sie zurückforderte.

Heroischer Pragmatismus

Lezius ist es gelungen, aus dem Grauen des Prozesses etwas zu schaffen, das in die Zukunft wies: ein Preis, der Menschen und Projekte auszeichnete, die genau hinsehen, und solche, die versuchen, präventiv zu helfen, etwa, indem sie Eltern in den Blick nehmen, die selbst nie erfahren haben, was liebevolle Elternschaft bedeutet.

Die Stiftung hat versucht, in Workshops die vielen Akteure im Jugendschutz endlich einmal zusammenzubringen. Und sie hat einen jährlichen Kinderschutzbericht für Hamburg zusammengetragen, wo auch nach Yagmurs Tod trotz aller Beschlüsse und Konzepte mehrere Kinder, die vom Jugendamt betreut wurden, starben.

Es gibt Stimmen, die darauf verweisen, dass das unvermeidlich ist und es gibt Leute wie Lezius – und seine Frau –, die sich mit dem Unvermeidlichen nicht abfinden wollen. Es liegt etwas Heroisches darin, was Lezius unter einem Mantel von Pragmatismus verbirgt.

Aber Lezius ist nun 80 Jahre alt und nach einem Fahrradunfall sind seine Kräfte eingeschränkt. Er sieht durchaus die Verdienste seiner Stiftung, die Achtung, die sie sich erworben hat – aber genauso sieht er, dass weiterhin Kinder in Hamburg sterben.

Er hat die steigende Zahl der Inobhutnahmen durch das Jugendamt präzise im Kopf und er weiß, dass immer weniger Menschen bereit sind, Pflegeeltern zu werden. „1.000 Euro kostet eine Pflegefamilie pro Monat und 12.000 Euro ein Platz im Kinderheim“, rechnet der Betriebswirt Lezius vor. Da müsste man doch etwas tun.

Lezius bringt erst einmal den von der Stiftung in Auftrag gegebenen Film „Yaya“ über Yagmurs kurzes Leben an die Öffentlichkeit und plant eine Gedenkstätte für die in Hamburg getöteten Kinder. Es gibt Leute, die sagen, dass das Geld besser in Schulungen zum Erkennen von Kindesmisshandlung für Kin­der­ärz­t:in­nen angelegt wäre. Lezius sagt, dass die Ärzteverbände selbst genug Geld dafür haben. Er findet, dass die Kinder ein Recht auf Erinnerung haben.

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