WM-Spiel Niederlande gegen Südafrika: Wackeliger Favoritensieg
Die Niederlande setzen sich im Achteffinale dank ihrer Torfrau gegen Südafrika durch. Das liefert Argumente für eine WM im eigenen Land.
Der ehemalige Bundesligacoach des FC Bayern und VfL Wolfsburg gab später zu, dass ihn das Ausscheiden Deutschlands und Brasiliens noch ein bisschen wachsamer gemacht habe. „Ich hätte es nie geglaubt, und ich habe es auch nicht erwartet“, sagte der 60-Jährige. Wobei Jonker zu Deutschland mal anmerken wollte, dass seine beiden Ex-Vereine bei den Frauen europäische Topvereine seien und auch der deutsche Frauenfußball für ihn „gesund“ aussehe, nur: „Man kann nicht immer gewinnen.“
Die „Oranje Leuwinnen“ haben unter seiner Regie bei diesem Turnier noch nicht verloren, was Jonker vor dem Viertelfinale gegen Spanien (Freitag 3 Uhr, ARD) im neuseeländischen Wellington zu der Ansage veranlasste: „Wir haben die Qualität, Südafrika, aber auch Spanien zu schlagen.“ Seiner dann gesperrten Leistungsträgerin Danielle van de Donk versprach er selbstbewusst einen Einsatz im nächsten Spiel – was das Halbfinale wäre.
Sein erstes K.o.-Duell hatte australischer Zeit zwölf Uhr begonnen, weil der Spielplan an den Wünschen des nordamerikanischen TV-Marktes ausgerichtet worden war. Da hatte man noch mit den USA als Gruppenerster kalkuliert. Dass in der Weltmetropole Sydney nun bloß der Vizeweltmeister spielte, machte den immerhin 40.233 Zuschauern wenig aus. Die meisten fühlten sich gut unterhalten, nur Jonker drosselte seine Emotionen. „Es ist mein Job, alles in Ruhe zu analysieren, aber einmal habe ich meine Hände ja aus den Taschen genommen und bin auch hochgesprungen.“
Überragende Torfrau
Das passierte beim 2:0 von Lineth Beerenstyn (68.), als die ehemalige Angreiferin vom FC Bayern von einem kapitalen Fangfehler der südafrikanischen Torhüterin Caylin Swart profitierte, die nach ihrem Fauxpas den Boden mit ihren Fäusten malträtierte. Ihr Gegenüber war besser drauf. Die überragende Daphne van Domselaar hat sich mit 23 Jahren bereits als eine der besten WM-Torhüterinnen hervorgetan und wurde mit als „Spielerin des Spiels“ ausgezeichnet.
„Sie hat sich toll entwickelt“, lobte Jonker, dessen Ensemble trotz der frühen Führung der bis Sommer für den VfL Wolfsburg spielenden Jill Roord (9.) bedenklich wackelte. Vor allem die südafrikanische Klassestürmerin Thembi Kgatlana war ein permanenter Unruheherd, der für ihr Tempo, ihrer Technik und ihren Tatendrang ein Treffer zu gönnen gewesen wäre. Ihre Trainerín Desiree Ellis will jetzt alle Kraft beim Verband einbringen, dass die Fifa-Prämie von 60.000 Dollar für den Achtelfinaleinzug wirklich bei den Akteuren ankommt: „Die haben es zu 100 Prozent verdient.“
Zu Hause seien viele Menschen früh aufgestanden, erzählte Ellis mit leuchtenden Augen, um „Banyana Banyana“ beizustehen. Die 60-Jährige nahm in der Pressekonferenz die eigene Regierung und die heimischen Sponsoren in die Pflicht, dafür zu sorgen, dass am Kap eine professionelle Frauen-Liga entsteht. „Es kann nicht sein, dass unsere Nationalspielerinnen noch von 9 bis 17 Uhr arbeiten müssen.“
Für sie steht fest, dass ihr Team „in vier Jahren noch besser“ ist. Ihr Land würde gern die WM 2027 ausrichten und gilt in Fifa-Kreisen fast als aussichtreicherer Kandidat als etwa die Dreifachbewerbung aus Deutschland, Niederlande und Belgien. Auch deshalb war der ansehnliche Achtelfinalauftritt der Südafrikanerinnen wichtig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!