Meduza-Auswahl 13. bis 19. Juli: Urlaub, 65 Kilometer vor der Front

Auf der Brücke zur Halbinsel Krim gibt es erneut eine Explosion. Das Exilmedium Meduza fragt: Wer reist überhaupt dorthin?

Ein Junge spring rückwärts ins Wasser, im Hintergrund die Krimbrücke

Sprung vor der Krimbrücke Foto: Akexey Pavlishak/reuters

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 13. bis 19. Juli 2023 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Explosionen auf der Krim-Brücke

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gab es zwei Explosionen auf der Krim-Brücke. Die jüngste ereignete sich am Montagmorgen, 17. Juli. Zwei Bewohner der Region Belgorod starben, ein Kind wurde verletzt. Meduza hat Videos und Bilder aus den sozialen Medien gesammelt und eine Chronologie der jüngsten Explosion aufgeschrieben (russischer Text).

Das Ermittlungskomitee der Russischen Föderation hat ein Strafverfahren unter dem Titel „Terroristischer Akt“ eingeleitet und spricht von zwei ukrainischen Drohnen. Der ukrainische Militärgeheimdienst ließ den Vorfall unkommentiert. In einem zweiten Bericht schreibt Meduza, dass die Brücke seit dem 18. Juli wieder teilweise in Betrieb ist – auf nur einer der Fahrspuren, die durch die Explosion nicht beschädigt wurde (russischer Text).

Für die Touristen, die sich auf der Krim befanden, wurden provisorische Unterkunftszentren eröffnet. Die Besucher haben außerdem die Möglichkeit, ihren Aufenthalt kostenlos zu verlängern.

Wer macht bitte Urlaub auf der Krim?!

Urlaub auf der von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim – während nur wenig entfernt der Krieg in der Ukraine tobt – ist nicht jedermanns Geschmack. Von der nördlichen Krim-Stadt Armyansk liegt die Frontlinie nur 65 Kilometer entfernt. Meduza sammelt in diesem Bericht (englischer Text) Stimmen von Krim-Urlaubern, die mit der russischen unabhängigen journalistischen Kooperative Bereg gesprochen haben.

Alyona ist 28 Jahre alt, stammt aus der russischen Stadt Orenburg und machte bereits im August 2022 Urlaub auf der Krim. Auch in diesem Sommer verbringen sie und ihre Familie die Ferien dort: “Wir haben keine Angst. Die Halbinsel Krim ist sehr gut geschützt: Viele unserer Soldaten patrouillieren auf den Straßen, und wir fühlen uns sicher“.

Die 44-jährige Anna kommt aus der russischen Region Archangelsk und fürchtet sich ebenfalls nicht: “Auf der Krim ist alles ruhig, und außer der gründlichen Kontrolle auf der Brücke erinnert praktisch nichts an den Krieg. Das einzige, worüber wir mit den Einheimischen sprechen, ist der Verkehr und die Tatsache, dass dieses Jahr weniger Menschen kommen.“

Russland sitzt fest im UN-Sicherheitsrat

Hin und wieder wird vorgeschlagen, Russland als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats aus diesem auszuschließen. Bereits in der Vergangenheit gab es einen solchen Präzedenzfall, nämlich mit Taiwan: Im Jahr 1971 erkannten die Vereinten Nationen (UN) die Volksrepublik China an und schlossen Taiwan aus. Bis 1988 betrachtete sich Taiwan weiterhin als rechtmäßiger Inhaber eines Sitzes im UN-Sicherheitsrat und strebte den Beitritt an.

Meduza berichtet detailliert über den Fall Taiwan und fragt sich, ob eine ähnliche Situation mit Russland entstehen könnte (russischer Text). Die Antwort des Exilmediums ist aber ein klares “Nein“. Im Präzedenzfall Taiwans ging es nämlich nicht um den Ausschluss Chinas, sondern um die Verlegung eines Sitzes im UN-Sicherheitsrat an Vertreter anderer Behörden desselben Landes. China betrachtet Taiwan als Teil seines Staates, Taiwan besteht auf seine Unabhängigkeit.

Mögliche “Anschläge“ auf RT-Chefin verhindert

Der russische Föderale Sicherheitsdienst (FSB) berichtete am 15. Juli über fehlgeschlagene Angriffe auf die Chefredakteurin von Russia Today, Margarita Simonyan. Auch die russische Fernsehmoderatorin Kseniya Sobchak, die 2018 auch für die russische Präsidentschaftswahl kandidierte, sei ein Ziel gewesen. Nach Angaben des FSB wurde das Attentat von Mitgliedern der „Neonazi-Gruppe“ Paragraph-88 vorbereitet. Anderthalb Millionen Rubel sollen sie angeblich pro Attentat vom ukrainischen Sicherheitsdienst bekommen haben.

Darüber berichtet Meduza (russischer Text). Ein Moskauer Gericht hat sieben Angeklagte verhaftet, darunter vier Jugendliche, die 2005 und 2006 geboren wurden, so das ebenfalls unabhängige russische Medium Mediazona. Dem Gericht zufolge haben die Festgenommenen „als Teil einer organisierten Gruppe ausländischer Bürger aus Hooligan-Motiven und durch Hass angegriffen“.

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