: Für den Kriegseinsatz dressiert
Brieftauben, Kampfdelfine und Panzerabwehrhunde: Tiere werden auch militärisch eingesetzt
Von Andrew Müller
Tiere sind Opfer von Kriegen, nicht nur, wenn sie an der Front verwundet werden, sondern auch, wenn sie als Waffen missbraucht werden. Das hat eine lange Geschichte, aber auch heute noch sind verschiedene Tiere im Kriegseinsatz – etwa Greifvögel, die Drohnen abwehren oder Ratten und Bienen, die mit ihrem Geruchssinn Minen aufspüren.
Schon vor tausenden Jahren wurden Elefanten und Pferde als militärische Reittiere genutzt. Dadurch waren Soldaten viel schneller, was ein kriegsentscheidender Faktor wurde. In den vergangenen Jahrhunderten gab es zunehmend auch Lazarette für Hunde oder Pferde, die an der Front verletzt wurden. Je größer die Rolle von Pferden im Krieg wurde, desto professioneller wurden sie verarztet; so ist die Entwicklung der modernen Tiermedizin historisch eng mit der Entwicklung der Kavallerie verbunden.
Eine wichtige Rolle spielten auch Brieftauben, um militärisch relevante Botschaften zu übermitteln. Der Taube GI Joe wurde 1946 die „Dickin Medal“ verliehen, weil sie durch die Übermittlung einer Nachricht half, dass mehrere britische Soldaten nicht verletzt wurden.
Zuweilen wurden auch die Tiere selbst zu Waffen, wenn etwa dressierte Panzerabwehrhunde unter feindliche Panzer kriechen sollten, um dann mitsamt des auf ihrem Rücken befestigten Sprengsatzes zu explodieren.
Während des ersten Weltkriegs wollte die britische Marine mit Hilfe von Möwen deutsche U-Boote aufspüren. Das zumindest legen vereinzelte Berichte und Quellen nahe. Demnach hatte Admiral Sir Frederick Inglefield den Auftrag, entsprechende Experimente durchzuführen; in Südengland soll er die Vögel von künstlichen U-Boot-Periskopen aus angefüttert haben. Die Idee war, dass sie U-Boote künftig mit Essen assoziieren, hinfliegen und den Engländern somit verraten, wo der Nazi-Feind taucht. Angeblich sollten die Möwen auch darauf trainiert werden, ihren Darm genau auf die deutschen Periskope zu entleeren, sodass die Insassen nichts mehr sehen. Schon bald machten neue Sonarsysteme die Möwen-Versuche vollends überflüssig.
Heute werden im Schwarzen Meer Delfine direkt in die Kämpfe einbezogen. Erst kürzlich soll Russland die Zahl der trainierten Kampfdelfine verdoppelt haben, die den Marinestützpunkt Sewastopol auf der Krim verteidigen, etwa gegen feindliche Taucher.
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