Neue Musik aus Berlin: Auf schlingernden Umlaufbahnen

Auf „Parallax“, dem dritten Album von João Orecchia und Sicker Man, treffen alte Synthies auf Freejazz-Elemente und gesteigerte Abstraktion.

João Orecchia und Sicker Man stehen draußen vor einer Hauswand, die mit Türkis- und Likatönen lasiert ist. Sicker Man trägt ein Hemd mit blauen Blumen, Orecchia trägt ein schwarzes T-Shirt. Sie lächeln und schauen in entgegengesetzte Richtung

Eine Kleinanzeige hat's gebracht: João Orecchia und Sicker Man Foto: Promo

João Orecchia und Tobias Vethake aka Sicker Man fanden einander auf eine Weise, die, zumindest aus heutiger Sicht, ungewöhnlich anmutet: Die beiden Experimentalmusiker lernten sich 2003 durch eine Kleinanzeige in der Zeitung kennen, entdeckten ihr geteiltes Faibles für Improvisation und analoge Elektronik und traten fortan regelmäßig auf: Vethake mit Cello und João mit seinem Elektronik-Instrumentarium.

Mitte der Nuller Jahren zog der ursprünglich aus New York stammende Orecchia dann nach Johannesburg. 2009 erschien ihr erstes gemeinsames Album „Its Only Wasteland, Mum!“, ein Art Bilanz ihres Frühwerks. Die Treffen wurden seltener, wenn auch nicht minder intensiv – das lässt zumindest ihr neues, drittes Album “Parallax“ vermuten.

Währenddessen entwickelten sich ihre musikalischen Interessen zunehmend in Richtung Abstraktion: Vethake experimentiert mit Drones, Orecchia lernte, neben seinen modularen Synthesizern, Bassklarinette zu spielen.

João Orecchia und Sicker Man: “Parallax“ (blank records / broken silence)

Live am 12.8., 20 Uhr, Orange Ear, Scharnweber Str. 47

In ersten Track „A Flowing Blow“ etwa sorgen alte Synthies mit ihren spacigem Fiepen neben einem pluckernden Beat für das Fundament; darüber mäandert die Klarinette, deren Motiv sich im Laufe von sechseinhalb Minuten nur minimal verschiebt. Vethakes E-Cello klingt auf diesem Album mal warm, dann wieder wie eine Säge. Freejazzige Momente gibt es zudem; während der Pandemie entdeckten beide unabhängig voneinander den Genre-Pionier Ornette Coleman für sich.

All das integrieren sie in Klangflächen, die sich schichtenweise aufbauen und dann wieder abschwellen – und in Melodien, die auf schlingernden Umlaufbahnen ihre Kern suchen.

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